Als ich ein „Gedicht“ über meinen Schlafrhythmus verfasste.
Am Sonntag nahm ich
mir vor, eine halbe Stunde früher aufzustehen
Am Montag blieb
ich so lange auf, dass ich die halbe Stunde früher sein ließ
Am
Dienstag blieb ich noch länger auf
Am Mittwoch nahm ich mir
fest vor, diesmal wirklich früher ins Bett zu gehen
Morgen ist
endlich Freitag und ich kann so lange aufbleiben wie ich will.
Und
übermorgen schlafe ich aus.
Der pensionierte deutsche Lungenarzt Dieter Köhler beschäftigte mich ja schon vor ein paar Wochen. Luftqualität ist eins meiner Lieblingsthemen, das ich auch immer wieder gerne in der woxx behandelte. Als die Aufregung über seine Stellungnahme, die über 100 andere vermeintliche „Expert*innen“ unterschrieben, groß war, schrieb ich einen Artikel darüber, dass das alles nicht sehr stimmig war.
Mir ging es vor allem darum, aufzuzeigen, wie der Diskurs funktionierte und welche Mechanismen dazu führten, dass Köhler medial so präsent sein konnte. Ich bin immer noch der Meinung, dass das hauptsächlich daran liegt, dass Medien solche vermeintlichen gegenläufige Meinungen sehr erfreut aufnehmen und es so darstellen, als gäbe es zwei Seiten der Medaille. Das hat schon für Klimawandelleugner*innen sehr gut funktioniert, das funktionierte auch für Köhler sehr gut. Das Feindbild der Ökolog*innen, die alles verbieten wollen und selbst keine Heiligen sind, funktioniert sehr gut und spielte natürlich auch mit.
Ich wache morgens im Nebel auf und gehe am Abend mit dem Nebel schlafen. Ich ignoriere, dass er tagsüber nicht da war, dass die Sonne schien und ich die jubelnden Gedanken an den nahenden Frühling beinahe schon nachvollziehen konnte. Der Nebel hat das Land eingepackt, wie in Watte. Ich atme aus und ein und bei jedem Ausatmen kommt eine kleine Nebelwolke aus meinem Mund und meiner Nase. Vielleicht besteht der Nebel ja auch nur aus der Summe allen Atems, der morgens und abends in den Himmel geblasen wird?
Als ich über alle möglichen Wirklichkeiten nachdachte
Ich habe das Gefühl,
der Raum müsste sich bald wieder verändern, ich und die Person, die
ich einst Ruth nannte, wir, wenn ich es denn wagen kann, von einem
„wir“ zu sprechen, müssten jeden Moment wieder woanders stehen.
Zurück in der Betonkathedrale oder dem Maschinenraum oder was ich
halt dafür hielt, zum Beispiel. Mir kommt das so lange vor, so fern,
dabei kann es sich nur um Stunden handeln. (In Wirklichkeit sind es
etwas mehr als zwei Wochen, aber wen interessiert schon die
Wirklichkeit?)
„Und was soll es dann bringen, unbelebte und unschuldige Objekte zu zerschlagen?“ „Du wolltest doch genau das gleiche tun. Du hattest doch auch einen Baseballschläger in der Hand! Du hattest doch genau den gleichen Plan?“ Meine letzte Anschuldigung klingt mehr nach einer Frage. Ich weiß nicht, ob ich wirklich Recht mit meiner Vermutung habe. Vielleicht wollte die Person, die ich einst Ruth nannte, auch einfach mich schlagen. Oder sich vor mir verteidigen. Es wäre ihr nicht einmal wirklich übelzunehmen.
Als ich zum dritten Mal ein paar Artikel (nicht meine eigenen) verlinkte
Diese Woche hatte ich Urlaub, was die Nebenerscheinung hat, dass ich nichts für die woxx geschrieben habe. Das Blog lief natürlich weiter, aber das wissen die Menschen, die diese Zeilen lesen, wahrscheinlich ohnehin schon. Ich habe wieder ein paar Links gesammelt, die ihr beim Frühstück, Brunch oder ohne Essensbeilage lesen könnt.
Als Naika etwas über sich erfuhr, das sie noch nicht wusste.
„Einfach nur
‚Miau‘ ist jetzt nicht unbedingt die Botschaft, die ich mir von
einer Person erwartet hätte, die mir eine Krähe schickt. Noch dazu
eine sprechende.“, sagte Naika, immer noch grinsend. Sie hatte
sich mittlerweile wieder aufgerichtet und nahm noch einen Schluck
Kaffee. Sie spürte die Wirkung des Getränks noch nicht. Sie war
überhaupt kein Mensch, bei dem sich Koffein besonders manifestierte,
wie etwa bei anderen, die Herzrasen bekamen oder zumindest ein
Kribbeln verspürten. Sie wurde halt irgendwann wach, was hoffentlich
auch ohne die Zufuhr von Koffein passieren würde.
„Das war auch nur
ein Test. Um zu sehen, ob du auch wirklich wach genug bist, um
zuzuhören.“, sagte die Krähe. Ihre Stimme klang weicher, noch
weniger krächzend. Vielleicht machte Kaffee Krähen tatsächlich
nicht nur wacher, sondern auch weniger heiser? Naika wusste nicht
genug über Krähen, um sich darüber tatsächlich ein Urteil machen
zu können. Vor allem wusste sie nicht genug über sprechende Krähen.
Und noch viel weniger über sprechende Krähen mit einem merkwürdigen
Sinn für Humor.
Vielleicht möchte
ich zum Ziel haben, mit 40 Jahren so herumzulaufen, dass mich alle
für einen Zauberer halten. Allerdings habe ich nicht wirklich viel
Vertrauen in mein Stilgefühl, und ich weiß nicht, ob ein knappes
Jahrzehnt dafür ausreichen, eins aufzubauen. Vielleicht möchte ich
wieder mehr Mangas lesen. Leider ist das ein teures Hobby, aber im
Gegensatz zu meiner „wir hatten ja nichts“-Jugend habe ich das
Gefühl, dass es mir heute zumindest ohne Probleme möglich wäre, an
die Bücher heranzukommen. Wobei ich da vielleicht auch Dinge
schlimmer erinnere, als sie tatsächlich waren.
Ich habe keinen
eigenen Innenhof mehr, deswegen gibt es nur noch diesen einen, den
ich manchmal besuche, der irgendwie auch „meiner“ ist, so
irgendwie halt. Es gäbe auch noch das traurige Ding auf der Arbeit,
aber da schaue ich nur rein, wenn die Tauben besonders laut sind. Und
ich glaube, das ist mehr ein „Lichthof“ als ein Innenhof, auch
wenn manchmal jemand da steht und sich auf Deutsch am Telefon
unterhält und dabei immer klingt, als wäre er ein professioneller
Anzugträger und würde sich Drogen bestellen.
Ich erinnere mich
daran, wie mir einmal etwas vom Balkon gefallen ist, das wertvoll
genug war, damit ich runter in den Innenhof, den ich eigentlich nie
betrat, wanderte und es aufhob. Ich weiß nicht mehr, was es war –
vielleicht ein Kleidungsstück, vielleicht auch nur eine Gabel? Ich
war auf jeden Fall verwundert darüber, wie wenig hoch mein Balkon
wirkte und wie verwildert alles von unten aussah, wie eine grüne
Oase. Vom Balkon war diese Aussicht viel weniger hübsch, alles
wirkte geordnet, gemäht und zurechtgemacht. Eine Lektion über
Perspektive – und darüber, möglichst nichts vom Balkon fallen zu
lassen, das wertvoll ist.
Naika nahm noch
einen Schluck und antwortete nicht sofort. Sie war definitiv noch
nicht wach genug, um mit der Krähe über den idealen Mahlgrad ihres
Kaffees zu diskutieren. Vor allem verwendete sie eine billige,
elektrische Mühle, die sie für 10 Euro online bestellt hatte. Sie
war sich nicht sicher, ob es möglich war, den Mahlgrad damit
großartig zu beeinflussen. Vor allem lenkte das alles davon ab, dass
die Krähe höchstwahrscheinlich nicht zufällig da war.
Sie kreuzte die Arme
auf dem Küchentisch, der ausnahmsweise einmal frei von Krümeln war.
Mit ein wenig Glück würden sich danach auch keine Marmelade- oder
Magarineflecken auf den Ärmeln ihres Kapuzenpullovers finden. Dann
legte sie ihren Kopf in die Arme und seufzte laut, theatralisch. Sie
machte so etwas vor allem für sich selbst, sie hätte diese Geste
definitiv auch ohne Publikum vorgeführt. Sie mochte es, ihr
Gefühlsleben in der Art zu verdeutlichen, sich selbst darin zu
bestätigen, wie sie fühlte.
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