Als ich zurück auf das Jahr Zweitausendzweiundzwanzig blickte
Ein Regenbogen zu Beginn des Jahres.
2022 verging erstaunlich schnell, und ich hatte zunehmend das Gefühl, in einer Art Parallelwelt zu leben. Für viele Menschen war die Pandemie wohl einfach vorbei, und auch Politiker*innen redeten mehr und mehr von „nach der Pandemie“, obwohl die eigentlich immer noch läuft. Ein Großteil der Gesellschaft ignoriert sie nur. Ich hatte großes Glück und/oder sehr gute FFP2-Masken, sodass ich verschont blieb. Vermutlich lag das aber auch daran, dass ich Veranstaltungen in geschlossenen Räumen meistens meidete oder versuchte, eine Maske zu tragen, wenn es nur ging.
Ich habe werde mich in diesem Rückblick auf Dinge beschränken, die sich halbwegs leicht zusammenfassen lassen, dennoch wird das hier eher lang werden. Hoffentlich finde ich das dann in ein paar Jahren interessant genug.
Die Kaffeetasse kippt um, der lauwarme Kaffee bildet einen sehr flachen See auf meinem Schlafzimmerfußboden. Immerhin ist er mir nicht auf mein heiliges altrosa Sofa gekippt. Ich ärgere mich. Über diesen unnötigen Verlust. Über die Umstände, in denen es zu ihm kam, die immer mit zu wenig Achtsamkeit zu tun haben. Diesmal hat es nur den Fußboden getroffen, das letzte Mal war es die Laptoptastatur, die In meinem Kopf tadele ich mich selbst mit der Stimme meines Vaters.
Den ganzen Tag über bin ich schlecht gelaunt, aber vielleicht das gar nicht an dem verschütteten Kaffee. Noch ohne Brille vor den Augen sehe ich mir Instagram an, was vermutlich nicht die beste Idee ist, den Tag zu beginnen. Dort sehe ich einen Post, bei dem jemand Memes von „Galerie Arschgeweih“ als Antworten auf Fragen bei Grindr benutzt hat. Ich halte das für ziemlich gephotoshopt. Bei näherer Betrachtung ist es das vielleicht nicht, aber es hat trotzdem sehr starke „erfunden“-Vibes. So wie diese Facebookdialoge, bei denen immer alle perfekte Rechtschreibung und Interpunktion beherrschen, aber sich trotzdem so benehmen, dass es möglichst lustig ist.
Seit einigen Jahren steht der letzte Manga-Band von Neon Genesis Evangelion ungelesen in meinem Regal. Ich habe mich bisher einfach noch nicht getraut, mir anzuschauen, wie das Ende im Manga umgesetzt wurde. NGE hat die Besonderheit, dass es anders als viele andere Anime keine Mangavorlage hatte. Zwar erschienen drei Bände vor der Erstaustrahlung, die waren dennoch eher als Begleitmaterial gedacht und wurden logischerweise bald von dem Anime (über den ich übrigens hier bei der woxx ausführlich geschrieben habe) überholt. Die spätere Fertigstellung geschah in einer gletscherhaften Langsamkeit – in Japan erschien der letzte Band 2013. Was auch bei den vier Rebuild-Filmen ein Problem war: Die ersten drei Teile kamen 2007, 2009 und 2012 raus, was ja irgendwie verkaftbare Abstände sind. In Japan zumindest, die Nordamerika-Releases waren 2009, 2011 und 2016. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich welche Filme gesehen habe, es war auch gar nicht so leicht, an sie zu kommen.
Der letzte und vierte Film (Evangelion: 3.0+1.0 Thrice Upon a Time) ließ aber bis 2021 auf sich warten. Und das muss eins ja auch irgendwie mitkriegen – und obwohl NGE so viel meiner Jugend geprägt hat, hab die Nachrichten um die Rebuild-Filme nicht fiebernd verfolgt. Eher so: Alle paar Monate mal dran gedacht, dass der letzte Film ja noch irgendwann kommen soll. Als mir eine Arbeitskollegin letztes Jahr einen Artikel mit einem Review zu dem vierten Rebuild schickte, war ich ein wenig überrascht, dass es „schon soweit“ gewesen sei. Seitdem habe ich den Tab mit dem Artikel offen. Und genau wie beim Manga traute ich mich nicht, den Film gleich anzusehen. Dazu gehörte Vorbereitung, mindestens müsste ich die Rebuild-Filme alle nochmal sehen.
Heute jährt es sich zum 21. Mal, dass ich diesen Post verfasste und dieses Blog startete. Nach zwei guten Jahren des täglichen Bloggens ist seit dem Sommer 2021 hier wieder weniger los, was ich bereits letztes Jahr monierte. Ein neues Layout gibt es immer noch nicht, und auch einen Rückblick auf die vielen Gesichter, die diese Seite bereits hatte, fehlt immer noch. Ich hatte auch gehofft, in den letzten Tagen vor dem Geburtstag noch ein paar Vampirfilm-Reviews unterzukriegen, aber wie immer hielt mich das Leben auch davon ab.
Tina (Carolyn Genzkow) ist 17 (oder 16, die Quellen sind sich nicht ganz einig darüber) und genießt das Nachtlebens Berlins auf vermutlich illegalen Raves. Nach einem solchen in einem offenen Schwimmbad beginnt sie, ein merkwürdiges Wesen zu sehen und zu hören. Außer ihr sieht niemand diesen Nachtmahr, der ein wenig an einen weißeren, weniger faltigen E.T. erinnert und neben den Nachtmahren der Kunstgeschichte an Embryos mit sogenannten Missbildungen. Letzteres wird im Film auch direkt referenziert. Tinas Leben fällt daraufhin auseinander, weil ihre Eltern ihr nicht glauben, sie in Therapie schicken und sie immer seltener zur Schule kommt. Erst, als andere den Nachtmahren auch sehen, ändert sich das.
Beim ersten Drübernachdenken hatte ich das seltsame Gefühl, dass diesem Film überall nur ein kleines Stück fehlt, um ein wirkliches Meisterwerk zu werden. Die Dialoge teilweise zu flach, der Soundtrack nicht dröhnend genug, das Monster nicht nur Metapher für eine einzige Sache, und das Ende nicht ganz befreiend genug.
Ich habe ein neues Hobby, und es heißt überraschenderweise „Vampirfilme“. Ich versuchte ja, durch Anschauen von Wir sind die Nacht in Stimmung für meine Monsterhearts-Kampagne zu kommen. Das hat eher nicht so gut funktioniert, also habe ich mir noch mehr Vampirfilme (und ähnliches) angeschaut. Da diese Filme alle zu alt sind, um journalistisch etwas damit zu machen, kommt ihr, werte Blog-Leser*innen in den Genuss, meine Gedanken dazu zu lesen.
Zur Handlung gibt es nicht so viel zu sagen, denn eigentlich passiert sehr wenig. Adam (Tom Hiddleston) ist ein sehr musikalischer und noch viel melancholischer Vampir und spielt mit dem Gedanken, sein Untotsein zu beenden. Seine Frau Eve (Tilda Swinton) kommt aus Tanger angeflogen (mit dem Flugzeug, wohlgemerkt!), um ihn zu besuchen und aufzumuntern. Das klappt so lange zumindest halbwegs, bis Eves Schwester Ava (Mia Wasikowska) bei Adam auftaucht und für Chaos sorgt.
Als ich über einen eher schrecklichen Vampirfilm schrieb
Im Zuge meiner Recherchen zu meiner Monsterhearts-Kampagne wollte ich möglichst noch den einen oder anderen (Teenie-) Vampir- oder Werwolf- oder irgendwie-übernatürlich-Film sehen. Naiv wie ich bin, gebe ich bei Netflix „Vampir“ ein und finde neben einer französischen Teenievampirserie auch diesen deutschen Vampirfilm namens „Wir sind die Nacht“. Ich habe noch nie davon gehört, aber ehrlicherweise habe ich 2010 auch nicht so gut aufgepasst. Der Film ist nur noch bis zum Ende des Monats auf Netflix – Grund genug, ihn wirklich zu sehen (Außerdem kann ich Filme auf Letterboxd eintragen, das mache ich zu selten und das motiviert mich).
Die Prämisse ist schnell erklärt: Lena (Karoline Herfurth) ist Kleinkriminelle in Berlin, ständig auf der Flucht vor der Polizei und ihrem eher ungemütlichen Elternhaus und wird in einem Club von Louise (Nina Hoss) gebissen, woraufhin sie selbst zur Vampirin wird.