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20. Januar 2003 21:06

Ich habe einen Traum!

Ich freue mich, heute mit euch zusammen an einem Ereignis teilzunehmen, das als die größte Post von mir in die Geschichte unserer Erde eingehen wird.

Aber heute ist der Drache immer noch nicht frei. Heute ist das Leben des Drachen immer noch verkrüppelt durch die Fesseln der Trennung der Schönen und der Nicht-Schönen und die Ketten der Diskriminierung. Heute schmachtet der Neger immer noch am Rande der amerikanischen Gesellschaft und befindet sich im eigenen Land im Exil.

Deshalb schreibe ich heute hierher, um eine schändliche Situation zu dramatisieren. In gewissem Sinne bin ich auf die Hompage meiner Webseite gekommen, um einen Scheck einzulösen. Als die Architekten unserer Republik die großartigen Worte der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung schrieben, unterzeichneten sie einen Schuldschein, zu dessen Einlösung alle Menschen berechtigt sein sollten. Dieser Schein enthielt das Versprechen, dass allen Menschen – ja, schwarzen Menschen ebenso wie weißen, hässlichen wie Schönen – die unveräußerlichen Rechte auf Leben, Freiheit und den Anspruch Glück garantiert würden

Es ist heute offenbar, dass die Menscheit ihren Verbindlichkeiten nicht nachgekommen ist, soweit es die Bürger, die anders als die Meisten sind, betrifft. Satt seine heiligen Verpflichtungen zu erfüllen, hat die Welt den Anderartigen einen Scheck gegeben, der mit dem Vermerk zurückgekommen ist: „Keine Deckung vorhanden“. Aber wir weigern uns zu glauben, dass die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist. Wir weigern uns zu glauben, dass es nicht genügend Gelder in den großen Stahlkammern der Gelegenheiten in diesem Land gibt.

So bin ich gekommen, diesen Scheck einzulösen, einen Scheck, der mich auf Verlangen die Reichtümer der Freiheit und die Sicherheit der Gerechtigkeit geben wird. Ich bin auch zu dieser merkwürdigen Stätte gekommen, um der Welt an die grimmige Notwendigkeit des Jetzt zu erinnern. Jetzt ist nicht die Zeit, wo man sich den Luxus einer „Abkühlungsperiode“ leisten oder die Beruhigungsmittel langsamen, schrittweisen Fortschritts einnehmen kann. Jetzt ist es Zeit, die Versprechungen der Demokratie Wirklichkeit werden zu lassen. Jetzt ist es Zeit, aus dem dunklen und trostlosen Tal der Rassentrennung und Diskriminierung aufzubrechen und den hellen Weg der Gerechtigkeit für alle Rassen zu beschreiten. Jetzt ist es Zeit, unsere Nation aus dem Flugsand rassischer Ungerechtigkeit zu dem festen Felsen der Brüderlichkeit emporzuheben. Jetzt ist es Zeit, Gerechtigkeit für alle Kinder Gottes Wirklichkeit werden zu lassen. Es währe verhängnisvoll für diese Nation, wenn sie nicht die Dringlichkeit der gegenwärtigen Lage wahrnehmen würde. Dieser heiße Sommer berechtigter Unzufriedenheit der Anderartigen wird nicht zu Ende gehen, solange nicht ein belebender Herbst der Freiheit und Gerechtigkeit begonnen hat.

2003 ist kein Ende, sondern ein Anfang. Wer hofft, der Andersartige werde jetzt zufrieden sein, nachdem er Dampf abgelassen hat, wird ein böses Erwachen haben, wenn die Nation wieder weiter macht wie vorher.

Es wird weder Ruhe noch Rast in Amerika geben, bis allen Anderartigen die vollen Bürgerrechte zugebilligt werden. Die Stürme des Aufruhrs werden weiterhin die Grundfesten unserer Nation erschüttern, bis der helle Tag der Gerechtigkeit anbricht.

Und das muss ich meinem Volk sagen, das an der abgenutzten Schwelle der Tür steht, die in den Palast der Gerechtigkeit führt: Während wir versuchen, unseren rechtsmäßigen Platz zu gewinnen, dürfen wir uns keiner unrechten Handlung schuldig machen.

Lasst uns nicht aus dem Kelch der Bitterkeit und des Hasses trinken, um unseren Durst nach Freiheit zu stillen. Wir müssen unseren Kampf stets auf der hohen Ebene der Würde und Disziplin führen. Wir dürfen unseren schöpferischen Protest nicht zu physischer Gewalt herabsinken lassen. Immer wieder müssen wir uns zu jener majestätischen Höhe erheben, auf der wir physischer Gewalt mit der Kraft der Seele entgegentreten.

Der wunderbare, neue kämpferische Geist, der die Gemeinschaft der Anderartigen erfasst hat, darf uns nicht verleiten, allen Andern zu misstrauen. Denn viele unserer Brüder – das beweist ihre Anwesenheit heute – sind zu der Einsicht gekommen, dass ihre Zukunft mit der unseren untrennbar verbunden ist. Sie sind zu der Einsicht gekommen, dass ihre Freiheit von unserer Freiheit nicht zu lösen ist. Wir können nicht allein marschieren.

Und wenn wir marschieren, müssen wir uns verpflichten, stets weiter zu marschieren. Wir können nicht umkehren. Es gibt Leute, die fragen diejenigen, die sich selbst der Bürgerrechte verpflichtet fühlen: „Wann werdet ihr endlich zufriedengestellt sein?“ Wir können niemals zufriedengestellt sein, solange irgendjemand das Opfer der unaussprechlichen Schrecken polizeilicher Brutalität ist.

Wir können nicht zufriedengestellt sein, solange unsere müden Leiber nach langer Reise in den Motels an den Landstraßen und den Hotels der großen Städte keine Unterkunft finden. Wir können nicht zufriedengestellt sein, solange die Bewegungsfreiheit der Anderartigen in erster Linie darin besteht, von einem kleinen Getto in ein größeres zu geraten.

Wir können nicht zufriedengestellt sein, solange noch unsere Kinder ihrer Freiheit und Würde beraubt werden durch Zeichen, auf denen es heißt: „Nur für Weiße“. Nein, wir werden nicht zufriedengestellt sein, bis das Recht strömt wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein mächtiger Strom.

Ich weiß wohl, dass manche unter euch hierher gekommen sind aus großer Bedrängnis und Trübsal. Einige von euch sind direkt aus engen Gefängniszellen gekommen. Einige von euch sind aus Gegenden gekommen, wo ihr aufgrund eures Verlangens nach Freiheit mit genommen und erschüttert wurdet von den Stürmen der Verfolgung und polizeilicher Brutalität. Ihr seid die Veteranen schöpferischen Leidens. Macht weiter und vertraut darauf, dass unverdientes Leiden erlösende Qualität hat.

Geht zurück in dem Wissen, dass die jetzige Situation geändert werden kann und wird. Lasst uns nicht Gefallen finden am Tal der Verzweiflung.

Heute sage ich euch, meine Freunde, trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum. Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: „Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: dass alle Menschen gleich erschaffen sind.“

Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Verspotteter und die Söhne früherer Verspotter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.

Ich habe einen Traum, dass die Kinder dieser Welt eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird. Ich habe einen Traum heute . . .

Das ist unsere Hoffnung. Mit diesem Glauben kehre ich in den Süden zurück.

Mit diesen Glauben werde ich fähig sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, die schrillen Missklänge in unserer Nation in eine wunderbare Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln.

Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, zusammen zu arbeiten, zusammen zu beten, zusammen zu kämpfen, zusammen ins Gefängnis zu gehen, zusammen für die Freiheit aufzustehen, in dem Wissen, dass wir eines Tages frei sein werden. Das wird der Tag sein, an dem alle Kinder Gottes diesem Lied eine neue Bedeutung geben können: „Meine Welt dir, du Welt der Freiheit singe ich. Land, wo meine Väter starben, Stolz der Pilger, von allen Bergen lasst die Freiheit erschallen.“

So lasst die Freiheit erschallen von den gewaltigen Gipfeln New Hampshires. Lasst die Freiheit erschallen von den mächtigen Bergen New Yorks, lasst die Freiheit erschallen von den hohen Alleghenies in Pennsylvania. Lasst die Freiheit erschallen von den schneebedeckten Rocky Mountains in Colorado. Lasst die Freiheit erschallen von den geschwungenen Hängen Kaliforniens. Aber nicht nur das, lasst die Freiheit erschallen von Georgias Stone Montain. Lasst die Freiheit erschallen von von Tennesees Lookout Mountain. Lasst die Freiheit erschallen von von jedem Hügel und Maulwurfshügel in Mississippi, von jeder Erhebung lasst die Freiheit erschallen.

Wenn wir die Freiheit erschallen lassen – wenn wir sie erschallen lassen von jeder Stadt und jedem Weiler, von jedem Staat und jeder Großstadt, dann werden wir den Tag beschleunigen können, an dem alle Kinder Gottes – schwarze und weiße Menschen, Juden und Heiden, Protestanten und Katholiken – sich die Hände reichen und die Worte des alten Negro Spiritual singen können: „Endlich frei! Endlich frei! Großer allmächtiger Gott, wir sind endlich frei!“

Frei nach Martin Luther King. Ich möchte hiermit allen Leuten danken, die mich nicht missachten und mir den Mut und die Kraft geben, jewelliges „Runtermachen“ zu ignorieren!