approximativ zurückdatiert
Kapitel 1: Hell is not far away
Dritter Mord des Löffelmörders
Löffelmörder/Ettelbrück.Am Sonntagabend wurde bei Ettelbrück die Leiche eines jungen Mädchen gefunden. Ihr war das Rückgrat entfernt worden, dem Autopsiearzt nach mit einem Löffel. Desweiteren wies ihr Körper mehere Schnittwunden auf, die allerdings erst nach dem Tode zugefügt worden sind. Dies scheint wieder einmal das Werk des „Löffelmörders“ zu sein, der seit mehren Monaten die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Wie bereits die 2 voherigen Male war das Opfer blond gewesen und ungefähr 15 Jahre alt gewesen. Der Löffelmörder scheint eine Vorliebe für blonde, junge Mädchen zu haben, denn keins der bisherigen Opfer war über 18. Wie auch die letzten beiden Male scheint die Wirbelsäule mit einem Löffel herausgetrennt worden zu sein, und wie jedes Mal die erschreckende Tatsache, dass das Opfer zu dem Zeitpunkt noch gelebt haben muss. Da der Täter sich nur an einer bestimmten Opfergruppe vergreift, vermuten die Ermittler,dass sich der Mörder während oder nach der Tat sexuell an den Opfern vergeht, obschon hierfür keine eindeutigen Hinweise gibt. Der Löffelmörder ginge nach keinem erkennbaren Schema vor, so der Sprecher der Polizei. Daraus schliesse man, der Täter sei endweder völlig verückt und morde nach Lust und Laune oder er sei aber äußerst intelligent, und verzichte auf ein Schema, weil man ihn dadurch leichter kriegen könnte, so der Polizeispecher weiter. Der Täter scheint die Lebensgewohnheiten der Opfer gut gekannt zu haben, deshalb ist anzunehmen, dass er sie eine Zeit lang davor auspioniert hat. Allen jungen Frauen, denen verdächtige Personen aufgefallen sind, sollen dies unverzüglich der Polizei Ettelbrück melden. Auch eventuelle Zeugen in den 3 Fällen des Löffelmörders sind gebeten, sich zu melden. Auf Hinweise, die zu einer Festnahme des Löffelmörders führen, ist eine Belohung von 1000 € ausgesetzt.
Joel wollte den Artikel auschneiden. Die einzige Schrere, die auf seinem Schreibtisch lag, war Bestandteil seines Taschenmessers. Er leckte die ausgeklappte, kleine Klinge ab und spürte den unverwechselbaren Geschmack von Blut. Er trocknete die Schneide an seinem Pullover ab, klappte sie ein und zog die Schere hinaus. Noch einmal betrachtete er verächtlich das, was die Journalisten und anscheiend auch die Polizei über den Löffelmörder dachten.
„Wenn die nur wüssten…”, dachte er nur. Ja, ER wusste, wie der Löffelmörder seine Opfer auswählte, und dass er sie nicht aus sexuellen Bewegründen umbrachte. Er sah zu seinem Dachfenster hoch und bemerkte, dass es zugeschneit war. Wie würde wohl Blut auf Schnee aussehen?
Natürlich war Joel auf dem Begräbniss. Immerhin war Vanessa ja in seiner Klasse gewesen. Nicht dass er jemals irgendeine Beziehung zu ihr gehabt hätte, aber die ganze Klasse war da, und es gehörte in gewisser Weise zu seiner Pflicht, durch seine Anwesenheit zu beweisen, dass er zur Klasse gehörte, jedenfalls offiziell. In Wirklichkeit verabscheute er die Menschen in dieser Klasse, und er wollte nicht länger als umbedingt nötig mit ihnen zusammen sein.
Die Augen der andern sahen verweint aus, im Moment hielt sich jedoch jeder zurück.
Ein leichtes Gefühl der Macht durchströmte ihn plötzlich.
Als die Zeremonie endlich abgeschlossen war, merkte Joel, dass Daniel, einer der Leute, die er am meisten hasste, lauthals verkündete, er würde den Löffelmörder aufspüren und fangen. Jedenfalls kam es Joel sehr laut vor, in der ansonsten so stillen Trauergemeinschaft, vieleicht aber auch nur, weil ihn dies intressierte und er es lauter wahrnam als es war. Er blieb stehen, machte auf dem Absatz kehrt und sah in Daniels blaue Augen.
„Hey!“
„Ja?“
„Pass auf, was du tust. Nacher tut es dir leid. Überlass solche Dinge lieber der Polizei.“
Und in Gedanken fügte er hinzu: „Sonst wird es sehr bald das erste männliche Opfer geben.“
Zu gerne hätte er diabolisch gelächelt, aber das konnte er nicht.
Daniel merkte sehr schnell, dass der Löffelmörder mit einer teuflichen Präzision ans Werk ging und seine Opfer und deren Lebensgewohnheiten offenbar sehr gut kannte. Ausserdem waren alle Opfer zuletzt in Ettelbrück gewesen, deshalb vermutete er, dass der Mörder ebenfalls in Ettelbrück wohnte. Nun, Ettelbrück hatte über 5000 Einwohner, für Luxemburger Vehältnisse eine recht große Stadt, und es würde schwierig werden, irgendwas herauszufinden. Daniel legte die Zeitungsartikel, die er aus dem Altpapier herausgesucht hatte, vor sich auf seinen Schreibtisch. Ihn erfüllte eine Mischung aus Schmerz und Wut. Es fühlte sich an, als würde irgendwas ihn von ihnnen heraus aufressen. Er dachte nach. Der Täter muss Vanessa gekannt haben – aber woher?
Er dachte zurück an das Begräbniss. Ausser seiner Klasse und der Familie war niemand anwesend gewesen. Oder doch? Er hatte nicht aufgepasst, seine Sicht war von Trauer getrübt gewesen.
Daniel errinerte sich an die Warnung von Joel. Wusste dieser Typ etwas mehr? Konnte es etwa sein, dass…
„Nein“, dachte er, „unmöglich. Er ist aus Ettelbrück, aber das sind viele.“
Daniel nahm sich trotzdem vor, Joel am nächsten Tag, einem Mittwoch, nachzugehen. Vieleicht würde er ja irgendwo in Ettelbrück auf etwas stossen, das ihn weiterbringen würde.
Er wusste nicht wieso, aber irgendwie fühlte er sich dazu berufen, sich näher mit dem Mörder zu beschäftigen. Es war wie ein unbesiegbarer Drang, herauszufinden, wieso Vanessa und die anderen Opfer gestorben war.