approximativ zurückdatiert
Kapitel 2: It rains the water of Styx
Es regnete in Strömen, doch der Regen prallte einfach von Neo ab.
Er stand dem Löffel gegenüber, das spürte er. Und er spürte, dass dieser Junge, den Morpheus den Löffelmörder genannt hatte – er war böse. Und Neo glaubte zu wissen, dass dieser Junge noch böser war als Smith es je gewesen war. Er brachte Menschen um, die für den dei weitere Existenz der Matrix der Matrix wichtig waren. Er störte die Bestimmungen der Anderen.
Aber er war kein Programm. Das erstaunte Neo, denn normalerweise waren es Programme, die Schaden in der Matrix verursachten. Und nun hatte plötzlich ein Mensch die Macht, dies zu tun. Neo hatte sich nach dem Datum erkunden wollen,aber Daten waren irrelevant. Es gab keine Kontinuität mehr, keine konzentrische Kreise. Das Gleichgewicht der Matrix war gestört. Und so merkwürdig das auch klang, er war wohl dazu auserwählt, es wiederherzustellen, um dann seine endgültige Funktion – das Beenden des Krieges zwischen den Menschen und den Maschinen zu erfüllen – um danach zu sterben.
Er konnte nicht länger darüber nachdenken. Er musste es einfach tun. So wie Morpheus es ihn gelehrt hatte.
Joel sah diesen merkwürdigen Mann lange an. Er schien ihn irgendwie anzuziehen. So als würde diese Gestalt irgendwie verhindern, dass er einen anderen Weg nehmen würde.
Blitze zuckten immer wieder, und Joel kam plötzlich das Bild von ihm selbst, wie er den Löffel über sich hält und ein Blitz in ihn einschlägt, in den Kopf. Er schüttelte sich leicht, um diesen verrückten Gedanken wieder zu verjagen.
Er erhob seine Stimme: „Wer bist du?“
Die Stimme des Jungen, der bis auf ungefähr drei Meter an ihn herangekommen war, klang kalt, wie ein eisiger Wind, der durch Neos Gehörgänge fegte und ihm den Anflug einer Gänsehaut auf seinem Rücken verschaffte.
Er blickte dem Löffelmörder direkt in die Augen. Braune Augen, mit einer merkwürdigen Farbnuance zum Goldenen hin, aber voller Hass. So voller Hass und Bestimmtheit, dass Neos Antwort erschreckend ehrlich ausfiel:
„Ich heiße Thomas Anderson. Aber man nennt mich Neo, normalerweise.“
„Und was führt sie hierher, Mr. Anderson?“
Dieser Tonfall. Dieser schneidende, arrogante Tonfall, wie er „Mr. Anderson“ aussprach. Es klang exakt wie Smith. Und es hätte Neo nicht gewundert, wenn der etwas damit zu tun gehabt hätte – aber er wusste genau, dass dem nicht so war. Dies war ein völlig neuer Gegner, und er musste sich konzentrieren, wenn er nicht versagen wollte.
„Ich bin auf der Suche nach jemandem – man nennt ihn den Löffelmörder.“
Neos Stimme war nur halb so kalt und hart, wie er es gehofft hatte, aber diese Augen brachten ihn einfach aus der Fassung. Er zog seine Sonnenbrille an, aber der Junge fixierte weiter seine Augen. Als hätte sich eine Art Tunnel zwischen seinen Pupillen und den Pupillen des Jungen geöffnet.
„Nun, ich bin sicher, es überrascht sie nicht, wenn ich mich als der Löffelmörder vorstelle, oder?“
Joels Stimme war etwas weniger hart geworden, aber noch immer noch eisig. Er war erstaunt darüber, dass dieser Typ wusste, wer er war.
„Nein, ich bin nicht überrascht, dich zu sehen, Löffelmörder.“
„Mein Name ist Ancalagon. Ancalagon der Schwarze, den sie den Löffelmörder nennen.“ Joel stellte mit Zufriedenheit fest, dass der beleidigte Tonfall in Neos Art, „Löffelmörder“ auszusprechen seiner Stimme neue Festigkeit verleihen hatte, so dass sie nun wieder so hart klang, wie er sie mochte.
„Nun denn, Ancalagon, du störst das Gleichgewicht der Matrix. Und ich bin hier, um dies zu ändern!“
„Bitte, was? Matrix? Ist das so eine Sekte? Willst du den Löffel ebenfalls zu spüren bekommen?“
Joel hatte die Hände noch immer den den Taschen und hatte seinen Löffel umklammert. Er schätzte diesen Anderson nicht besonders stark ein, er sah doch eher schmächtig aus – und Joel hatte in den letzten Monaten ziemlich viel trainiert und war stärker, als er aussah. Außerdem hatte er versucht, seine Kiefermuskeln zu verstärken, indem er ganze Kaugummipackungen miteinander kaute, und das stundenlang. Im Ernstfall würde er Andersons Nase abbeißen – aber nur zur Notwehr, er wollte nicht seinen Hunger stillen.
Neo stoppte für einen Moment – dieser Junge wusste nicht, was die Matrix war und war trotzdem eine Gefahr für sie? Das würde sich als Problem erweisen können. Wenn der Junge nicht wusste, von was genau die Gefahr ausging, wie sollte er es denn herausfinden?
„Du willst mir deinen Löffel zu spüren geben? Hebe dir das für später auf!“
Neos Stimme blieb trocken.
„Die Matrix ist der Ort, an dem du lebst. Es ist nur eine computergenerierte Simulation, in Wahrheit bist du gefangen in einer Kapsel und sämtliche Energie, die du produzierst, wandeln die Maschinen in Strom um. Und ich kämpfe, um die Menschen aus der Knechtschaft der Maschinen, die diese Simulation aufrecht erhalten, zu befreien!“
„Also doch eine Sekte?“, fragte Joel, mit einem verächtlichen Unterton in der Stimme. Er hatte sich mehr erwartet als eine merkwürdige Verschwörungstheorie. Aber dieser merkwürdige Kerl hatte irgendeine seltsame Ausstrahlung, die Joel davon abhielt, ihn bewusstlos zu schlagen und ihn – natürlich wirbelsäulenlos – in die Alzette zu werfen.
„Hör zu. Ich kann es dir nicht so zeigen, dass du es vollen Endes verstehst. Um zu verstehen, was die Matrix wirklich ist, muss man sie gesehen haben. Dafür haben wir keine Zeit. Gib mir deinen Löffel. Er muss zerstört werden. Das ist die einzige Möglichkeit!“
„Wieso gehen sie nicht zum FBI und erzählen das Mulder und Scully, Mr Anderson?“ Ich bin an solchen merkwürdigen Theorien nicht interessiert. Und meinen Löffel – Joel hielt ihn Neo hin und zog ihn ruckartig wieder weg, als Neo danach schnappen wollte – den behalte ich!“
Neo würde langsam wütend. Dieser Junge spielte mit ihm und verarschte ihn. Er hasste so etwas.
„Was ist, Mr Anderson?“, spöttelte Joel, „Und selbst wenn das hier nur eine Simulation ist – meinen Löffel bekommen sie trotzdem nicht. Oder haben sie noch – hier machte er eine kleine Sprechpause – überzeugendere Argumente?“
Neo sah alles in Zeitlupe. Er sprang mit einem Satz nach vorne, ließ sich nach hinten fallen, und als seine Hände sich auf dem Boden abstützten, schlug er mit seinen Beinen nach denen von diesem Löffelmörder. Von außen her betrachtet musste das alles wie eine sehr merkwürdige Breakdance-Bewegung ausgesehen haben.
Doch er verfehlte sein Ziel.
Joel konnte sich nicht helfen, aber er spürte eine ungeheure Wärme vom Löffel ausgehen und fühlte, sah, hörte alles um sich herum in Zeitlupe. Er sah, wie Neo versuchte, ihm die Beine wegzutreten, so dass er fiel. Er sprang nach oben und und stieß Neo mit beiden Händen von sich, so dass dieser auf dem Hintern landete. Neo richtete sich blitzschnell wieder auf.
„Das…“, erklärte er, triumphierend wieder in seinem Element zu sein, „ist die Matrix!“
„Ich weiß nicht, was für Zeitlupentricks das sind. Aber ich weiß, dass du nicht der einzige bist, der sie beherrscht. Wenn du meinen Löffel willst, musst du ihn dir holen.“, erwiderte Joel kalt.