Gut, ich gestehe:
Ich errinere mich noch genau. Ich war damals im vierten Schuljahr, also 10 Jahre alt. Turngala. Der Ansager sagt zuerst einen mir nichts sagenden Namen. Danach verbesserte er sich und sagte Lisas Namen. Hui, sie alleine. Bodenturnen. Sie war damals genau so alt wie ich. Ich verliebte mich, und es war bisher das einzigste Mal, dass es sich so „echt“ anfühlte.
Ich sah sie danach nochmal und sagte ihr, dass ich es gut gefunden hätte, was sie das geturnt hatte. Und ich will nicht wissen, wie rot ich dabei war.
Die ganze Geschichte könnte ich nun noch weiter erzählen, ich kann mich an recht viele Details aus dieser Zeit errinern. Ich weiß nicht, ob man sich mit 10 schon richtig verlieben kann, und wenn, dann habe ich mich nur in ihr Aussehen und kaum in ihren Charakter verliebt – ich nehme jedoch an, dass das für einen Zehnjährigen relativ egal ist. Ich war auch verliebt in die Liebe, in gewisser Weise. Ich weiß noch, wie ich damals versuchte, das Thema „Liebe“ in meinen Aufsätzen einen Platz zu geben – mehr oder weniger erfolgreich. Ich weiß jedoch nicht mehr, ob meine Hände damals schon gekribbelt haben, wie jetzt, in dem Moment wo ich dies tippe. Aber eigentlich Kribbeln meine Hände ständig. Nobody knows why.
Und ja, ich glaube, dass das damals Liebe war und egal wie oberflächlich dass das war, sie ist immer noch der gleiche Mensch, zu dem ich damals diese Gefühle empfand, und da ich glaube, dass Liebe niemals wirklich verjährt, gibt es wohl immer noch ein mikrosopkisch kleines Teil in mir, dass diese Liebe aufrechterhält – und sei es nur als verstärkte Sympathie. Aber Liebe ist vergänglich, und es ist sicherlich keine Liebe mehr – aber vieleicht ist diese frühere Liebe, die für mich jetzt nicht mehr exisitiert, eine Art Erklärung für die tiefe Sympathie, die ich für Lisa empfinde, und für dieses „ich muss an sie denken“ und dieses „ich führe Selbstgespräche mit ihr“ und dieses „was würde sie sagen, wenn du ihr das erzählst?“, das meinen Geist im Moment ziemlich dominiert – neben den Gelüsten nach Zigaretten, meiner notorischen Internetsucht, meinen psychischen Krankheiten und meinem Drang zu schreiben.