When I Come Around II

Wenn ich dann erst mal berühmt bin und es überall Fireball-Anti-Pickel-Cremes und Fireball-Butterbrotdosen und Fireball-Dreadperlen zu kaufen gibt und in Taiwan die Straßenhändler ganze Wagenladungen voll mit gebrannten DVDs mit „Fireball: The Motion Picture“ für 1$ das Stück verkaufen, dann werde ich auch irgendwann einmal sterben.

Und Jahre nach meinem Tod, immer am selben Tag, wenn alle meine Fans die Kaputzenpullover mit meinem Gesicht vorne und hinten einem Auschnitt aus einem meiner Notizbücher drauf anziehen und meinem Tod gedenken, läuft MTV Masters: Fireball. Und da wird ein Diplompsychologe erklären, dass ich mich für eine Mischung aus Jesus und Kurt Cobain hielt, ich mir meiner messiasartigen Psycho-Art also wohl bewusst gewesen wäre. Und dass mein frühzeitiger Tod, welcher Art er auch immer sein wird, auf jeden Fall absehbar gewesen wäre, wenn auch nicht zu verhindern. Hätte ich doch schon bevor ich bekannt geworden war, geschrieben und manchmal auch geschrien: Live fast, die young and leave a perfect and handsome body. So perfekt sei meine Leiche eigentlich nicht gewesen, aber das sei nicht so wichtig.

Dann werden allerlei Stars erzählen, mit denen ich mal gesprochen habe, deren Musik ich gehört habe oder denen plötzlich eingefallen ist, dass sie eigentlich durch mich inspiriert worden sind. So wird dann auch Robbie Williams erzählen, dass er vor dem Fernseher gesessen und geweint hätte, als er erfahren habe, dass ich tot sei. Und dann habe er das Konzert am Abend mir gewidmet, besonders den Titel „Supreme„. Und bei der Zeile
Will you survive/You must survive wäre er dann nochmals in Tränen ausgebrochen und trotzdem hätte er weitergesungen, denn er habe gespürt, wie ich bei ihm sei, wie mein Geist ihm Kraft gebe.

Natürlich hat Robbie mir nie ein Konzert gewidmet. Aber es schraubt seine Plattenverkäufe erheblich in die Höhe, wenn er das bei MTV Masters unter Tränen erzählt. Natürlich kommen auch die Mädels dran, mit denen ich was hatte. S. zB. wird erzählen, wie sie damals Trost bei mir fand.

Oh, und meine ehemaligen Lehrer, soweit wie sie noch leben und noch geistig fähig sind, zusammenhängende Sätze von sich zu geben, werden meine Kreativtität loben und sagen, dass sie damals schon gewusst hätten, dass aus mir einmal ein Held werden würde. Nur einer meiner ehemaligen Mathelehrer, Mr. Z., wird etwas anderes sagen.
Er wird den Zuschauern von MTV Masters das Gleiche erzählen, was er auch meinen Eltern an jenem Elternsprechtag erzählt hat:
Das ich ich sehr engagiert gewesen wäre. Ich hätte mich freiwillig für den Tafeldienst gemeldet und habe so vor jeder Stunde die Tafel saubergewischt.
Eine glatte Lüge. Ich wurde zum Tafeldienst gezwungen, und zwar von ihm, weil er einfach den ersten von der Liste ausgewählt hat.

3 Kommentare “When I Come Around II

  1. Nick Cave and The Bad Seeds – Lay Me Low. Nur so ein Tipp :) ("And they'll interview my teachers / Who'll say I was one of God's sorrier creatures…")

    (Mal sehen, ob ich ab jetzt zu jedem deiner Posts den passenden Song finde)

  2. Pingback: Fireball’s Weblog - Literature is the new rock! » Blog Archive » i can't get no sleep.

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