Ich sitze auf meinem Bett mit den sanften Grau- und Blautönen, die ich so mag und blicke in den letzten Rest meines Tees, der sämtliche Farben des Sonnenuntergangs besitzt, von tieforange bis dunkelgelb. Er ist schön warm und süß, während da draußen alles grau ist. Dieses merkwürdige Licht, das nur bei dieser grauweißen Wolkendecke zustande kommt, die wie ein Schuhkartondeckel auf den Hügeln rund um E. liegt, gibt der Umgebung, meinem Zimmer mehr Schärfe als gewöhnlich. Alles scheint still, geordnet, ruhig, auch wenn hier Chaos herrscht. Die Luft scheint stehen zu bleiben und ich bewege mich wie in einem Traum, wie vor unbeweglichen Kulissen.
Die Musik erscheint mir wie dünner Stoff, der durch den ganzen Raum gespannt ist, der Haut schmeichelt, in der gleichen Farbe wie mein Tee.
Und ich lege mich für einen Moment auf mein Bett, das mir jetzt wunderbar weich scheint und spüre wie die Töne mich zudecken, wie sich dieser dünne Stoff über mich legt und mich auf sanfte Weise umhüllt. Und meine Müdigkeit fällt langsam von mir ab, und ich weiß nicht ob es wegen dem Koffein ist oder wegen dieser wunderbaren Atmosphäre, in der ich mich bewege und die so zeitlos scheint, dass ich ihre Vergänglichkeit umso mehr betrauere.
Ich frage mich, ob man dieses Gefühl noch übertreffen könnte, ob es sich nicht noch besser anfühlen würde, wenn jemand dabei wäre, mit dem ich diese Atmosphäre teilen könnte. Aber ich frage mich, ob es überhaupt möglich ist, jemanden zu treffen, der das hier, dieses merkwürdige Gefühl, das ich „visuelle Stille“ nenne, weil ich es schon immer so genannt habe. Wobei der Begriff ja einst aus der „Stille“ in Chatrooms kam und ich ihn dann auf die Stille vor eben diesen Chats bezogen habe.
Ja, es ist schon ein kleines Stück Melancholie bei dem Gedanken, dies vermutlich nie in dieser reinen Form mit jemanden teilen zu können, dabei. Aber auch der Gedanke, dass man diese Momente in der Einsamkeit genießen kann und sie in der Zweisamkeit zu etwas völlig anderem, vielleicht schöneren, werden.
das ist wirklich sehr schön geschrieben. solche momente kann man glaube ich nicht wirklich teilen. nur so in literaischer form.
andrei tarkowski hat solche ähnlichen moment auch als "gefrorende zeit" beschrieben. besonders in seinen letzen film "opfer", hatte er solche effekte darstellen können. wie gefühlte gegenwart.
Gefrohrene Zeit, das gefällt mir und das passt auch. Ich weiß nicht, ob sich das filmisch darstellen lässt. Ich weiß auch nicht, ob ich mir trauen würde, diesen Text hier vorzulesen, einfach aus der Angst heraus, zu viel kaputtzumachen zu können.
bei diesem text dachte ich auch erst spontan "oh, wie schön, der wäre was für den näxten podcast (das podcast?)" aber dann fand ich, dass es vielleicht doch passender ist, wenn ihn jeder still in seinem kopf hört und seine eigenen bilder dazu baut. ein bisschen wie die stimme aus dem off bei manchen filmen.