White Chrismas, Bill Krosby und der Zauber des Seitlich daran Vorbeigehens

Manchmal passieren doch kleine Wunder, und manchmal sind sie etwas größer – dann nennen wir sie Zufälle. C. und C. auf dem Weg nach L. zu treffen, daran hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich ging alleine durch den fallenden Schnee, der mir eher wie langsam fallender, weiß gefärbter Regen vorkam, der nicht den geringsten Versuch unternahm, liegenzubleiben. Die Straßen von E. sind trotzdem weiß, dank dem exzesivem Einsatz von Streusalz. I'm dreaming of a salt-white chrismas.

Der Himmel war, wie das im November nunmal so ist, grau. Schukartondeckelgrau. Und aus diesem grauen Himmel regnete es Schnee. Ich war allein, ich war nicht depressiv aber auch nicht wunderbar gelaunt, ich wollte alles so schnell wie möglich hinter mich bringen und dann wieder nach Hause kommen und meine Müdigkeit ausleben.

Glühwein getrunken und ihn ganz unerwarterweise sogar geschenkt bekommen. Mich über Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Faites l'amour pas la guerre!“ gewundert.

Ein Liebespaar küsst sich in der Dunkelheit. Es wirkt unwirklich im starken Schneefall der depressivsten Stadt der Welt, L. Kalte Neonröhren der Bushaltestelle beleuchten die Szene, während ich selbst mich darauf zu bewege, ohne zu wissen, in welche Richtung ich eigentlich gehe. Ich sehe das ganze aus meheren Perspektiven, in meiner Errinerung, ohne zu wissen, ob es wirklich so war.

Bei H&M gewesen und nichts gefunden. Sämtliche Kaputzenpullis hatten den selben blöden Aufdruck, den ich nicht mal für „nur“ 25 € tragen will. Ausserdem war der Laden voll mit dem gleichen Typ Mädchen, von dem ich nicht weiß, ob ich den Kleidungstil nett finden soll oder ob das momentan wirklich Mode ist. Einfacherer macht es dabei die Tatsache, dass die meisten jener Wesen in Begleitung ihres TIs waren, den sie einzukleiden gedachten.

Manche Dinge sind, obwohl sie altbekannt sein müssten, doch auf den ersten Blick neu. Es ist vor allem ungewohnt, es aus dieser merkwürdigen und doch symphatischen Perspektive zu erleben und es nicht irgendwie nervig zu finden. Es ist ebenfalls ein ungewohntes Gefühl, einen unglaublich pertinenten Gedanken zu haben und ihn nicht auszusprechen, weil jede mögliche Art und Weise, sowas auszudrücken, platt und falsch klänge.

Erst als ich jemanden auf Deutsch sagen hörte „Alle Weihnachtsmärkte sind gleich, Schatz“, musste ich an Max Goldt denken. Mich hatte nicht der Zauber gepackt, jedoch aber die Neugier und der Hunger auf etwas süßes, fettiges, das an diesen Ständen zwischen merkwürdigem Ethnozeugs und noch abstruserem Kunsthandwerk feilgeboten wird. Manchmal ist es unmöglich, seitlich daran vorbeizugehen. Dann muss man wohl oder übel dadurch.

4 Kommentare “White Chrismas, Bill Krosby und der Zauber des Seitlich daran Vorbeigehens

  1. Wenn wirklich alle Weihnachtsmärkte gleich sind, was ja dann bedeuten würde im Ausland sind sie genauso wie in unserer Hauptstadt, dann ist die Welt noch ärmer dran als ich dachte. Mich hat der Zauber auf dem luxemburgischen Weihnachtsmarkt jedenfalls noch nie gepackt. :-)

  2. *klugscheiss*
    Bing Crosby oder Bill Cosby? Oder ist Bill Krosby der schwarze Komiker der White Christmas bekannt gemacht hat?
    */klugscheiss*
    (Aua! Nein! Nicht mit der Schneeschaufel… ;)

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