„Mad, Mad, Mad – you're completly mad -, it's simply madness“
„This is the end of all days.“
Der einzige Vorteil des Winters ist es, tolle Mützen tragen zu können.
Ich steige bei diesem verdammten Sauwetter in den Bus und empfange Botschaften auf Englisch und ich glaube mich für einen kurzen Moment einen Propheten. Ich errinere mich an Warhols 5 Minuten Berühmtheit (die mir RTL heute nicht verschafft hat) und an Ecos unendlichen moment, in dem man den Atem des Pendels spürt und setzte mir selbst eine ähnliche Doktrin, die ungewöhnlich spirituell für mich ist, aber wie soll man denn nicht spirituell werden bei all dieser Komerzkacke um einen herum, diesen bunten Weihnachtslichtern und dem Geruch von fettigem Essen und billigem Glühwein? Und ich stelle mir die Frage, ob Gott, falls denn einen gibt, nicht auch für 5 Minuten des Lebens mit jedem spricht und einen sozusagen zu einem 5-Minuten-Propheten macht.
Der Bus fährt durch die schmutzige, nasse Stadt und in dem gegenüberliegendem Fenster spieelt sich das Schloss der Sparkasse, dieser Tempel des Kapitalismus. Und als ich dann nicht mehr nur die Spiegelung sehe ist das Gebäude wegen der Perversion irgendeines Künstlers rosa beleuchtet. Ich halte es für verrückt. Alles ist verrückt. War das die Botschaft, die ich als guter Prophet jetzt aufschreibe und dann auch veröffentlichen werde? Danke Gott, dass die Welt total verrückt ist, wusste ich auch schon vorher.
Ich weiß nichts mehr. Ich errinere mich an die Fakten, an das kranke Gefühl, daran, dass ich den Zug noch bekommen habe, dass ich auf dieses elende Zugklo gegangen bin, und dann, dass ich mich hier in den Zug gesetzt habe und angefangen habe, zu schreiben. Mir tut nichts weh und dennoch leide ich Höllfenqualen. Ich will mit E. reden, eine ganze Nacht lang, und dazwischen Tee trinken, Nudeln essen und rauchen, eine ganze Packung „Gauloise“, oder noch mehr, Hauptsache überhaupt.
(Dieses Posting wurde auf Papier geschrieben und jetzt abgetippt. Nur um das klarzustellen, so große Texte blogge ich nicht übers Handy. Dafür bräuchte ich schon ne 102-Tasten-Tastatur oder nen Schrifterkennungsdingsbums.)
Ja, manchmal wäre 'ne Epiphanie schon schön. :-)
Das Gebäude der Sparkasse wechselt übrigens die Farbe, von lila über grün bis hin zum neutralen weiss ist alles dabei. :-) Und ich find's auch grausam. Sei froh, dass du so weit weg wohnst von der Hauptstadt, ich sehe das Verbrechen an der Ästhetik fast jeden Tag. :)
I guess there we had a kind of delayed telepathy-thing… I hope you feel less worn out today… Hug, Erna.