Frühling

Heute hat der Frühling angefangen. Ich war heute auf einer Demo für den Frieden. Das klingt jetzt wieder sehr nach „Ach Fire, was bist du nur für ein Hippie! ✌!“. Soll es ruhig so klingen. Ich weiß ja, was ich bin und wie ich es bin und überhaupt, Schubladen sind was für neokonservative Ordnungsfreaks. :-P

Es ging gegen den drohenden Irankrieg, gegen die Mauer in Palestina und so ganz nebenbei auch noch gegen den Kapitalismus, der zunehmend seine hässliche Seite zeigt, auch in Luxemburg. Müssen wir uns anhand der täglich neuen Meldungen von Schliessungen von Firmensitzen hier in Luxemburg, Villeroy&Boch, TDK, eine amerikanische Panzerwartungsfirma – weitere folgen sicherlich noch, nicht langsam fragen, ob da nicht irgendetwas faul ist? Was tun wir denn mit dem Wachstum, der nicht kommt, wenn er denn kommt? Wo wachsen wir hin? Wir haben jetzt doch schon keinen Platz mehr, die Preise für Bauplätze sind die Dinge, die am meisten wachsen.

Aber zurück zum Frühling. Es war bezaubernd. Die Sonne schien wunderbar, es war einfach nur ein herrlicher Tag, ich war mal wieder so richtig draussen, mit dem Mikro in der Hand und hatte wieder einmal das merkwürdige Gefühl, dass die Leute mich irgendwann nur noch als einen Typen kennen würden, der ihnen bei allen möglichen Veranstaltungen hinterherrennt und sie fragt, wieso sie da sind.

Dann der Abschied. Es ist immer wieder merkwürdig. Erwartet sie, dass du sie umarmst? Will sie, dass du sie umarmst, kurz drückst? Dann der Gedanke, dass du das hier bloggen wirst, und dich öffentlich fragen wirst, ob du sie verrätst.
Und der Gedanke, kurz, wie ein dich durchzückender Blitz, als du hinunter gehst in die Schlucht, von der die ein- und abfahrenden Züge wie dröhende Monster, schwerfällige blecherne Levithane, die die Reisenden ausspucken, um sofort danach die Neuen zu verspeisen, hinunterzuschlingen, als bräuchten sie die Reisenden als Nahrung für ihre ewigen, ratterenden Fahrten:
Du hast sie verraten in Gedanken, Worten und Taten.Im Zug dann sie. Dieses Gesicht, in dass du dich damals verliebt hattest. Wahrscheinlich stimmt es dennoch, dass du noch nie verliebt warst. Es war nur dieses Gesicht, dass dich auch danach noch immer wieder beeinflusst hat. Du sitzt dich bei die Beiden, und ihr redet ein wenig, aber hauptsächlich betrachtest du sie, ihr Gesicht, in der fest zum Untergang beschlossenen Sonne, fast golden.

Du bist froh. Du bist mehr als froh. Du grinst die ganze Zeit. Der Frühling hat angefangen, erfrischenderweise.
Und zu Hause angekommen siehst du, dass du in der Zeitung stehst, in der ersten Reihe, links im Bild.
Berühmt, quasi.

Und irgendwie hörst du die Hamletmaschine, oder die Interpreation der Einstürzenden Neubauten von selbiger:
Mein Drama, wenn es noch stattfinden würde, fände in der Zeit des Aufstands statt.
Der Aufstand beginnt als Spaziergang gegen die Verkehrsordnung während der Arbeitszeit. DIe Straße gehört den Fußgängern. Hier und da wird ein Auto umgeworfen.
Angsttraum eines Messerwerfers.
Langsame Fahrt durch eine Einbahnstraße, auf einen unwiederruflichen Parkplatz zu, der von bewaffneten Fußgängern umstellt ist.
Polizisten, wenn sie im Bild stehen, werden an den Straßenrand gespült.
Wenn der Zug sich dem Regierungsviertel nähert, kommt er an einem Polizeikondon zum Stehen Gruppen bilden sich, aus dem Redner aufstehen. Auf dem Regierunsbalkon erscheint ein Mann in einem schlecht sitzenden Frack und beginnt ebenfalls zu reden. Wenn ihn der erste Stein trifft, zieht auch er sich hinter die Flügeltür aus Panzergals zurück. Aus dem Ruf nach mehr Freiheit wird der Schrei nach dem Sturz der Regierung. Man beginnt die Polizisten zu entwaffnen, stürmt zwei, drei Gebäude, ein Gefägniss, eine Polizeistation, ein Büro der Geheimpolizei. […]

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