Projekttitel: EVA (voreilige Veröffentlichung im Sinne der computergesteuerten Unterhaltung des lechzenden Publikums)

Was hier nun geschrieben wurde, soll und wird größer werden, ist meiner „Nuit Blanche“ entsprungen und dient zur Unterhaltung. Dies ist der erste Zeitbombenpost.

Diese Uhr macht mich wahnsinnig.
Nicht die Uhr an sich, es ist ein schönes Modell, vielleicht ein weig zu sehr „hip“, aber immerhin dezent, schlicht und nicht zu schreihend. Froschaugen auf weißem Hintergrund, keine Ziffern, sondern Punkte, schwarze Zeiger. Gekauft, da damals sofort Gefallen am grünen Motiv sowie die Schlichtheit gefunden. Ausserdem nicht sonderlich teuer.

Das, was mich wahnsinnig macht, ist nicht die Uhr selbst, ihr Aussehen, auch nicht ihr Funktionieren – sie ist für den Preis äusserst präzise und macht bei der Umstellung auf Sommer bzw. Winterzeit nicht viele Umstände, obwohl ich die Umstellung generell verabscheue. Nicht die Sommer- oder die Winterzeit, von manchen auch „Normalzeit“ genannt, stört mich, sondern der Fakt des Umstellens, das Aus-dem-Takt-Geraten, dieses Herumgedrehe an sämtlichen Uhren. Versprach man uns nicht vor Jahren schon den computergesteuerten Haushalt? Mein Kühlschrank bestellt noch immer keine Milch für mich. (Was wohl auch besser ist, immerhin wird mir jene, die in ihm steht, schon ständig sauer.)

Dieses Ticken treibt mich in den Wahnsinn. Der Tatbestand der Uhr an sich, ihre grundsätzliche Funktion, das ist es, was mir den Kopf zereisst, mir Qual bereitet und mir zahnschmerzähnliche Kopfschmerzen macht. Es ist wie Migräne, nur, dass der gesamte Kopf betroffen ist. Und dann ist das doch wieder eine Übertreibung, denn eigentlich bilde ich mir das nur ein, leide ich in Wahrheit doch nur seelisch. Was heißt hier „nur“? Genügt das etwa nicht? Muss einem Menschen denn immer gleich eine Hand fehlen, damit er sich beklagen kann?
„Aber du hast doch noch eine Zweite!“
Ich glaube Leute zu kennen, die so antworten würden.Tick. Tack. Tick Tack. Tick Tack. Ohne Unterlass.
Stummer – nein, eben nicht stummer, lauter, schreiender Chronometer, Meßlatte meines Verfalls, Zeiger der verlorenen Zukunft und vergeudetenen Vergangenheit. Kann es eine größeres Foltergerät geben?

Sie einfach auschalten? Unmöglich, wird die Uhr doch gebraucht. Ein Fixpunkt an der Küchenwand. Küchenwäne fürchten das Vakkum, die Leere und wir Menschen mit ihnen, deshalb hängen wir Uhren oder Kritzeleien unserer Kinder daran. Ich habe keine Kinder. (In meinem Alter!) Und ich will auch keine, deshalb die Uhr. Ausserdem wäre ohne die Uhr ein hässlicher Schatten an der Wand. Die Uhr auschalten und wieder zurückhängen?
Was für einen Nützen hat eine Uhr, die nicht läuft? Ich kann doch keine kaputte Uhr an meiner Küchenwand hängen haben, wäre ich doch bei jedem Besuch, bei jedem anderem Benutzer dieser Küche gezwungen zu erklären, wieso da eine Uhr hinge, die nicht ginge.

Nein, das Ticken muss ertragen werden, wie Jesus von Nazareth sein Kreuz ertragen hat. Eigentlich hat er nur einen Balken getragen, so jedenfalls die Version des Religionsunterricht in der Grundschule. Anscheinend ist ein Balken aber schwer genung. Man stelle sich vor: Ein Jesus des 21. Jahrhunderts muss seine Giftspritze selbst tragen. Lächerlicher Kreuzweg von der Todeszelle zum Todesraum. Knapp 100 Meter, vielleicht auch etwas mehr.
Jesus von N. als Kanidat in der Todeszelle?
Man stelle sich ebenfalls vor. Budah im frühen 21. Jahrhundert als Übergewichtiger in Talkshows, ewig grinsend.
Ein Elleptiker bleibt ein Elleptiker, da ist nicht viel zu machen.
Budah als Kurt Cobain, das Gegenteil seiner Lehre lebend? Als sein eigener Antagonist?

Wirre Gedanken. Ich sollte aufhören, auf diese Uhr zu achten.
Zeit. Sobald ich an den äusserst abstrakten Begriff Zeit denke, sehe ich vor meinem inneren Auge das Titelbild eines „Was ist Was“-Buches mit dem Titel „Die Zeit“. Damals hat es mich schon beunruhigt, und zu dem Zeitpunkt hatte ich weniger Zeit hinter mir und noch mehr vor mir. (Wobei, bin ich doch noch nicht viel älter. Alles Sache der Interpreation, bzw. des Blickwinkels.) Eine Sanduhr und ein Auge. Und ich glaube, es war dieses Auge, als Symbol für das Unnahbare, das mir so unheimlich vorkam.

Ein Kommentar zu “Projekttitel: EVA (voreilige Veröffentlichung im Sinne der computergesteuerten Unterhaltung des lechzenden Publikums)

  1. Elleptiker? Mengs de net Epileptiker? :D
    Du bass zwar heinsdo krass philosophesch drop, fannen ech ;)

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