Wieder einmal die Flasche Rum. Wieder einmal bloss ich, die Dunkelheit und den Gottvater der Maschine.
Wir sind unzertrennliche Gefährten in diesen einsamen, viel zu warmen Nächten, in denen jeder ausser uns dreien Sex, Drogen oder Rock 'n' Roll zu haben scheint.
Zumindest bin ich nicht alleine.
Es scheint, gewisse Insekten flüchten schneller, als du sie genau betrachten kannst. Letzendlich bleibt bloss eine schwache Errinerung an die letzte Nacht, ein Nachgeschmack an den Alkohol, der vor einigen Stunden, zwischen denen eine Ewigkeit des Dunkels lag, deine Kehle heruntergeflossen ist. Damit du schreiben konntest. Oder hast du geschrieben, damit du trinken konntest?
Und so wie dieses merkwürdige, aber wunderschöne Insekt weggeflogen ist und wahrscheinlich von einem Käfersammler eingefangen und präperiert wurde, so werden Hunde mit der Zeit immer zutraulicher.
Bin ich es, die die Nähe sucht, oder bist du es, der mich anzieht, oh Simon? Ich bin deine Sophia, die Heilige und die Hure…
Könntest du die Dinge kontrollieren, die sich in deinem Kopf ansammeln, in ihm herumschwimmen, unsicher, wie ein beinahe kentenderes Schiff in einem Strudel, müsstest du nicht in der Dunkelheit sitzen und Texte in eine eigentlich tote Maschine eintippen. Abulafia redux. Gebenedeit seist du, HAL.
So kann ich diese Schiffe bloss aus meinem Kopf vertreiben, als fliesse der Strom meiner Synapsen über die Tastatur in den Computer und durch ihn in das weltweite Netz, als würde mein Leid sich so über alle Router, Switchs, Server und Computer verteilen, bis es sich beinahe auflöse.
Und du möchtest gläubig sein, um beten zu können, dass jemand kommentiere, dir zu sagen, dass du dies nicht alles bloss träumst und im Traum diese wahnhaften Texte schreibst, quasi träumend, wahnhafte Texte zu schreiben, ohne sie je zu schreiben und dadurch auch keine Linderung zu erfahren.
Aber wäre der Schlaf, ohne den man sowas nicht träumen könnte, nicht Erlösung genung? Es ist nicht das Gold und der Rum und das ruchlose Leben und die Frauen, nein, es ist die Freiheit. Bring me that horizon.
Hoho, und ne Buddel voll Rum!
Morgen also unbekanntes Terrain in schickalhaften Bauten. Als wäre dieses Betonklotz je etwas anderes gewesen. Als wäre dort je etwas anderes produziert worden als Träume.
Du benützt einen Sonnenschirm um die vornehme Blässe des Adels zu behalten. Unnötig und sinnlos bei diesem Wetter. Deine Gedanken werden wirrer, die Griffe zur Falsche häufiger.
Was solls? Auch Belbo hat unter Einfluss von Alkohol geschrieben. Bei ihm war es Whiskey, bei dir ist es guter Rum, das Getränk, auf das L. dich gebracht hat. Du hast eigentlich bloss darauf gewartet, dass jemand sich dir endlich erbarmt und dir etwas zeigt, was du verehren, geniessen und in representativen Flaschen herumstehen lassen kannst.
Gassi gehen. So könnte man es nennen. Die Nacht ist noch nicht alle. Ich werde aufstehen, wenn der Tag zuschlägt.