Unter meinen Lesern dürfte ja allgemeinläufig bekannt sein, dass ich eine Radioshow beim ersten und einzigen freien Radio in Luxemburg, namentlich Radio ARA (Die aus dem Jahr 1995 datierende Webseite wird übrigens Anfang 2007 im Rahmen des Jahres des blauen Hirschs ersetzt werden.), im Rahmen der Jugendsendungen Graffiti auf den Wellen 103,3 & 105,2 MHz zelebriere. Diese Sendung nennt sich Crumble. Crumble ist der Name einer Süßspeise, die ich in meiner ersten Radiozeit einmal beim Grillen gegessen habe und so auf diesen Namen gekommen bin. Eigentlich war ich bei der Namensabstimmung aber mehr für „Fabula“, auch wenn ich jetzt im Endeffekt der Meinung bin, dass Crumble irgendwie nach mehr Biss klingt. In eine Fabel kann man ja auch nicht reinbeissen. Ausserdem musste ich ständig an den Titel von Umberto Ecos von mir nicht gelesenem Buch „Lector in fabula“ denken. Eine Tatsache, die mit der Zeit sicher fatal gewesen wäre.
Jetzt tut sich mir neues Gebiet auf. DIe Leute der Gothicshow hören wahrscheinlich auf. Für mich ist das DIE Gelegenheit. Ich habe nicht wirklich Ahnung von Gothic, stürze mich aber mit Begeisterung auf die Möglichkeit, einmal im Monat richtig dreckige Musik zu spielen. Und wenn ich dreckige Musik sage, dann meine ich RICHTIG dreckige Musik. Also Titel wie „She's in Parties“ von Bauhaus oder Lieder, die ich schon nach 15 Sekunden klasse finde, weil schon jemand so etwas krankes wie „Now I'm feeling zombified!“ geschrien hat. Und die Neubauten und Nick Cave passen da auch schon irgendwie rein. Das muss man dann nicht erklären, sondern man sagt einfach „Kenner wissen sicherlich, WIESO ich jetzt „Jack's shadow“ von Nick Cave spiele, obwohl der im Allgemeinen wohl eher nicht dem Gothic zugerechnet wird…“
Ein anderes wichtiges Merkmal beim Gothic ist das Aussehen, das steht schon bei Wikipedia. (Nick Cave singt, als ob er betrunken wäre, in diesem Lied. Aber ich bin es auch, von daher gleicht sich alles. Beide betrunken, beide finden die Rockhal nicht schön, wir sind einfach auf einer Wellenlänge, Nick und ich. Wie schön. Ich sollte ihn auf ein Glas Bier einladen. Oder einen Cuba Libre. Trinkt der Mann eigentlich noch?) Deshalb braucht man ein gutes Foto auf der Homepage der Seite, am besten auch noch ein Profil bei Myspace mit dem entsprechenden Hintergrund, wozu man am besten fotographiert den Küchentisch mit einer digitalen Spiegelreflexkamera in bestmöglicher Qualität und zoomt dabei so nah wie möglich ran, während man die Krümmel von irgendwelchen Drogen, Spritzer von Blut, Brotkrummen und Kratzer auf dem Tisch fokusiert. Wenn dass noch nicht eklig (reffeg!) genug aussieht oder einfach nicht düster genung ist, kann man das Bild auch einfach und billig invertieren. Dann ist es dunkel und ekliger. (Rum mit Aldi-Icetea ist eine furchtbare Sünde. Aber was solls, jetzt werde ich es sicher nicht mehr ändern!)
Für das Foto habe ich mir schon etwas überlegt. Haare schwarz. Also, ich habe, für die ganz unwissenden Leser, Dreads, welche wohl nur im pechschwarzen Zustand in der Szene einigermassen akzeptiert werden. Bleich bin ich eigentlich genung, besonders wenn man bedenkt, dass so ein Foto s/w sein MUSS und man da leicht ein wenig bleicher wirken kann als man ist, also erübrigt sich der Gedanke, sich ganz weiß zu pudern. Was sich hingegen nicht erübrigt sind die künstlerisch gefärben Augen. Ich habe da an die klassische Alice Cooper-Methode gedacht. Auch wenn Comme meint, es sei die klassische Blixa Bargeld Methode. Kenner erkennen da jedoch feine, subtile Unterschiede. Obwohl ich fast geglaubt hätte, Bliax hätte das Augenschwarz bis auf die Stirn fortgesetzt, was unschlagbar genial gewesen wäre. Leider war das Bild in der Vorschau und sehr klein und das, was ich für Make-Up gehalten hatte, entpuppten sich als seine Haare.
(Langsam schlägt der Rum wirklich ein, und ich entschuldige mich, sollte dieser Text noch viel konfuser werden, liegt es einzig und allein an der Tatsache, dass ich viel zu viel Rum viel zu schnell und vor allem viel zu geschmacksneutral getrunken habe. OH MEIN GOTT!)
Dann ziehe ich mir ein böses T-Shirt an, mit einem Aufdruck von minderer Qualität. Vielleicht ist das T-Shirt schon gut, wenn es von irgendeiner rëff-Gothictshirtdruckerei kommt, wo nicht sehr exakt gearbeitet wird, vielleicht muss ich es einfach ein paar mal waschen und bei jedem 2. Waschgang etwas Eau d'Javel beigeben oder mit dem Bügeleisen über den Aufdruck fahren. Geplante Motive waren jedenfalls Sisters of Mercy oder mein Freund, der gute alte Nick Cave.
Das Foto muss dann endweder von oben oder von unten genommen werden, auf KEINEN FALL auf Augenhöhe. Das wäre tödlich.
Zur Perfektion des Outfits für das Foto muss ich zuerst noch in dem einzigen Gothicladen in Luxemburg, der in E. liegt, gegenüber der Kirche (Ich stelle mir immer vor, Comme hätte ihr 2wöchiges Dilema mit Gummischlüpfern dort gehabt!), passieren und mir dort zB: ein Stachelhalsband kaufen. das ich dann 6 Mal im Leben anziehe, und dann schon nicht mehr, endweder weil ich keine Lust darauf habe oder es kaputt gegangen ist. Soviel Vertrauen habe ich in Gothic-Qualitätsarbeit. Vielleicht sollte ich der Szene etwas mehr Respekt zollen. Ich will ja schliesslich, dass sie mir auch Respekt zollt, wenn ich richtig dreckige, böse Musik spielen werde.
Eigentlich sollte ich jetzt im gleichen Zustand in einem dunklen Schuppen sitzen und Gonzojournalismus über eine DarkMetal-Gothic-Hällowien-Party betreiben. Aber das hier ist auch ganz annehmbar.
Solange ich den Weg aufs Klo noch finde.
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