Und es ist plötzlich, als wäre es wieder möglich, zu träumen. Als ob die Poesie in jenem seltsamen Augenblick wieder bestünde.
Du bist merkwürdig unbewaffnet. Weder Feder noch Mikrophon, und allein dieser Fakt macht dich fast verrückt.
Ich glaube, du bist jemand, der dokumentieren muss. Du kannst wahrscheinlich gar nicht anders, als ständig Bilder und Stimmungen in deinem Kopf zu speichern. 800 000 Millionen Pixel, und im nächste Moment ist alles wieder verblasst.
Du fühlst dich, als wäre es in diesem kleinen Moment zwischen Bahnsteig und den Heroinabhänigen an der Eingangstür möglich, sich zu verlieben.
S war schon immer ein schlechter Buchstabe.
Du lehnst alles ab, allein schon aus Pietätsgründen ist es dir nicht möglich, auf so etwas einzugehen.
Kommt all dein Leid aus dem eigenen Unwillen?
Du siehst dein Leben vor dir, in Braun und Grautönen, wie in einem Film, wo Bewegungen mit Ubahnen und Zügen in Hochgeschwindigkeit gefilmt werden, um die Masse der transportierten Personen zu unterstreichen, die Geschwindkeit hervorzuheben, die letzendlich nicht wirklich schnell ist. Verlorene Zeit auf ungemütlichen Polstersitzen, die bei Feuer eine starke Rauchentwicklung zeigen. Kann überhaupt noch jemand atmen, der je brennendes Polster in den Lungen hatte?
Du liest Bücher oder schreibst Geschichten. Aber die wahren Romane spielen sich in deinem Kopf ab.
Du denkst recht wenig mit dem Muskel, der Blut durch deinen Körper pumpt. Dann eher noch mit dem Bauch oder dem Rückgrad. Ein vielstimmiges Choral im Hinterkopf, der sich ständig erweitert, über seine Grenzen hinaus wächst. Dann wieder Gespräche über Onanie. Und wieso auch nicht?
Immer wieder schreitest du durch diese Halle und bist dir nicht mal dieser Decke bewusst, bis du wieder einmal darauf gestossen wirst. Immer die gleichen Wege, altbekannt, gehetzt, mit dem Gesicht des unschuldigen Massenmörders.
Du denkst an dieses Gefühl, dass du hattest, mit dem du kurz gekämpft hast und dass du dann wieder in eine stille Ecke gedrängst hast, irgendwo zwischen Verdruss und Lustlosigkeit. Um Entäuschungen zu vermeiden.
Der dunkle, gemütliche Dezember ist vorrüber. Man hat uns in ein neues Jahr geworfen, in den kalten, hellen Januar. Aber selbst hier gibt es keinen goldschimmerenden Sonnenuntergang.
Schreibe einen Kommentar