Es ist mal wieder Zeit für ein Räucherstäbchen.
Räucherstäbchen an, Licht aus.

Es ist ein wenig wie ein Drogentrip. Obwohl du natürlich nicht weißt, wie ein Drogentrip sich wirklich anfühlt. Das kalte Licht des Monitors kommt ein wenig auf dich zu und nimmst nur noch ihn war, die Dunkelheit um dich herum verschwimmt. Von rechts kommt der Geruch des Räucherstäbchen, der dich beruhigt und auf eine merkwürdige Art und Weise stimuliert.

Da ist der Drang zu schreiben, obwohl du jetzt noch nicht einmal weißt, worüber überhaupt. In deinem Kopf wirken tausende kleiner Zahnräder. Eine große Lorenzmaschine, die dein Unterbewusstsein chiffiert und wieder dechiffiert. Neugestaltung der Realität. Decomposing Composers. Das große Manifest derer, die nicht wissen, was sie schreiben, wenn sie anfangen und nicht zufrieden sind mit dem, was sie nicht geschrieben haben, wenn sie fertig sind.

Duft. Der Geruch von Braten mitten im Wald. Zitronenduft bei 3-Punkt-Hebelentastung. Osmose und die 66 Reiter der Postapokalypse schweben auf einer sanften Brise zurück ins Tal. In welches Tal?
Du bist verliebt in eine Person, die du noch nie gesehen hast, mit der du noch nie kommuniziert hast, von der du nicht einmal weißt, wer sie eigentlich ist. Ein Ideal. Eine Idee, die über allem steht. So lange sie nicht mit der Nase über den Plopschutz reibt und mir meine CDs zurückgibt, wenn ich ihr was leihe, ist alles gut. Where is my Mind hören und sterben.
Als ob allein Sex glücklich machen würde.

Du wirst diesen Text nie wieder entschlüsseln können. Kryptographie des Geistes. Codewort: SEELE. Keel Lorenz ist ein furchbar einsamer Mann, denn er kann nur verschlüsselt werden.
In die Tasten einer Schreibmaschine der 60er Jahre hauen, mit voller Wucht, so dass es klack-klack-klack macht und du hörst, wie Literatur entsteht, unter deinen Fingern, in dem Mechanismus der Maschine. Eine Hermes Baby, wie Faber eine hatte, im Flugzeug in der Wüste. Die ganze Zeit tippend. Klack-klack-klack, und mit jedem Klack entstand ein neues Wort sich ständig wiederholender Literatur unter seinen Fingern, durch den Mechanismus.

Wie kann Literatur denn überhaupt aus Nullen und Einsen entstehen?
Ist sowas denn möglich, wenn es keinen Mechanismus mehr gibt? Als ob Mechanik je Probleme gelöst hätte. Die Zahnräder in deinem Kopf sind nicht geölt.

Ich erwachte nackt neben ihr
. Sie war erstaunlich zärtlich zu mir gewesen, was ich mir von ihr nicht erwartet hätte. Aber eine große Klappe verhindert nicht, dass man auch ein großes Herz haben kann. Sie hat dich von Anfang an angezogen, und je mehr Gemeinsamkeiten du entdecktest, desto mehr hat sie dich angezogen. Wie ein großer Magnet ein nach Licht suchendes Insekt, was eine völlig unzulässige Metapher ist.
Aber auch das ist noch lange keine Literatur, selbst wenn es einen Mechanismus geben sollte.
Mechanik hat noch nie geholfen.

Metamechanik. Du siehst dich selbst als Tröster der Betrübten, obwohl du in den schwiergen Situationen selbst nicht mehr weißt, was du sagen sollst und hoffst, dass es genügt, einfach nur da zu sein. Was letztendlich Quatsch ist, denn du denkst immer mehr und öfters daran, zu umarmen. Als würde eine simple Umarmung alles, was gesagt werden muss, ausdrücken.
Die Wahrheit steckt viel tiefer.

Es gibt keine Liebe in dir?
Woher willst du das wissen? Du bist weder ein Heiliger noch bist du jemand, der sich besser auskennt als alle anderen. Klassenfahrt in den 6. Kreis der Hölle. Kreuzfahrt auf dem Styx.
Und dennoch: Den Blick ständig zum Himmel, zu den Sternen, den Wolken, zu allen Gestirnen und Wetterformationen, denn dort willst du hin. Verrückt anzunehmen, jemand würde das Wetter wegen dir verändern, aber es scheint so.

Keine Rettung für jemanden ohne Maschine. Es ist keine Muse weit und breit. Aber das hällt dich nicht davon ab, zu schreiben.
Einziger Fehler: Du solltest dich vorher betrinken.

3 Kommentare “

  1. Pingback: Fireball’s Weblog – (enjoying the postapocalypse) » Blog Archive » Jahresrückblick

  2. mmh, puh , das war ja ein Rundumschlag.Vorweg, ffcr mich ist ‚Norient.com‘, mittlerweile seit lagenr Zeit, die einzige deutschsprachige Seite, die fcber globale Musik (‚Weltmusik 2.0‘ ist doch ein ehr fragwfcrdiger Begriff) lesenswerte Informationen verf6ffentlicht. Mir gefe4llt eure angenehm empathische, begeisterte Haltung zur Musik. aber verdammt, mfcssen es immer Kuratorien, Kuratoren, Avantgarden usw. usw. sein auf die ihr Bezug nehmt?Wer sich halbwegs in der (na gut, westlichen) Popue4rmusikgeschichte auskennt, weidf das die wirklich interessante (die Welt erkle4rende, zutiefst berfchrende ) Musik ehr aus dem nicht akademischen Bereich kam, von irgendwelchen Spinnern und von Leuten aus e4rmsten Verhe4ltnissen, die das unbedingte Bedfcrfnis hatten ‚etwas‘ auszudrfccken; die von der Musik lebten, weil sie eben nicht so mfchsam leben wollten wie die eigene Familie, Freunde. (Vielleicht artikuliere ich auch nur meine eigene etwas fcberholte Vorstellung von Musikgeschichte, -entwicklung.)Weil, so naiv ist der Artikel nicht, das in seinem (Sub?)text diese Widersprfcche nicht aufscheinen wfcrden (‚Exotica‘, die indischen und pakistanische Musiker zweiter Einwanderergeneration aus London, MIA ). dcber diese konkreten Klassenwidersprfcche auf die ja in globaler Hinsicht nochmal eins draufgesetzt wird: armes / reiches Land, Visa-wfcrdig oder nicht -wfcrde ich sonst gerne mehr lesen.Es gefe4llt mir auch, wie in den letzten Abse4tzen wieder auf die ganze furchtbare, stumpfe materielle Realite4t Bezug genommen wird: wer verdient, Modi der kulturelle Referenzen, wer bleibt lediglich Lieferant von Sounds.Indem Zusammenhang wfcrde mich als Ke4ufer dieser ganzen tollen Compilations (Soundway, Vampi Soul, Analog Africa, Sublime Frequencies ) mal interessieren, wer definiert (und aus welcher Perspektive) eigentlich die Musikgeschichte und deren ‚wichtige‘ Kfcnstler aus Regionen der Welt, aus denen es kaum gedrucktes/fcbersetztes zu lesen gibt ?Nebenbei: „Audioviren“ ist ein schf6ner Begriff.Ja, nochmals vielen dank ffcr diesen sehr anregenden, informativen -vielleicht etwas zu fcberfrachteten Artikel.Grudf Jf6rg

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