Ich muss bei Portishead immer an A. denken. Und A. ist toll. Sie ist meine beste Freundin, und wenn ich das sage, dann ist sie nicht der „Kumpel-Typ“, mit dem mein klischeebehaftetes Geschlecht Freitags abends saufen und furzen kann.
Wenn ich „beste Freundin“ sag, dann mein ich damit nicht nur, aber vor allem einen Menschen, dem ich alles erzählen kann, und umgedreht.
Mit alles sind auch Dinge gemeint, die eher „peinlich“ sind. Wie ein kratzender BH, das dringende Bedürfnis aufs Klo zu gehen oder auch Ärsche von Männern oder Frauen. (Ja, ich habe kein Problem damit, über Männerärsche zu urteilen. Und A. mit Frauenärschen schon gar nicht, aber das ist eine andere Geschichte.)
Und das ist an sich wunderschön. Ich lache mit keiner Person mehr als mit A. Sie ist quasi die einzige, die es schafft, mich so zum Lachen zu bringen, dass ich keine Luft mehr kriege oder mir fast in die Hose mache.
A. wollte eigentlich bloß mal ins Blog, obwohl sie es schon mal war.
Heute war einer der Tage, die in der Erinnerung nur ein Glied in einer wunderbaren Kette von Ferientagen sein wird, und an der sich danach anfühlt, als habe man ihn zu 100% gelebt. Als würde man ihn nicht besser nützen können. Und eigentlich bin ich glücklich. Wäre da nicht eine ungeheure Sehnsucht.
Ich brauche eine Muse, ich brauche einen Strand und eine Flasche Rum, ich brauche interessante, tief philosophische Gespräche, ich brauche Nächte im hohen Gras unter dem Sternenhimmel, ich brauche Lagerfeuer, ich brauche verschwitzte Tanzabende, ich brauche dehydrierte Morgen ohne Kater, ich brauche mit schwarzer Tinte vollgeschriebene Hefte voller Geschichten.
Ich bin voll der Sehnsucht, und dennoch stört es mich nicht im Alltag. Im Alltag bin ich die Radiosau, der Technikfreak, das wandelnde Lexikon, der Tröster der Betrübten, der Messias der Zeroisten, von denen schon länger niemand was gehört hat.
Im Alltag kann ich mich eine ganze Zugfahrt lang kaputt lachen über profane Dinge wie ein BH der kratzt oder sonstige Dinge, die eigentlich „total peinlich“ sind. Und irgendwie auch nicht.
Ich weiß, dass ich solche Dinge brauche, genau wie ich das Radio brauche und ich mit anderen Menschen über deren Beziehungen reden will und/oder kann, weil es mir und auch Anderen etwas bringt. Und sei es nur Ablenkung von Sehnsüchten, die sich nicht so schnell oder leicht erfüllen lassen können, wie man will.
Und irgendwann werde ich ein Buch schreiben mit dem Titel „La vie des moutons. Die sexuellen Abenteuer der A. S.„
(Symbolfoto von How can I recycle this Some Rights reserved.)