Du fühlst dich wortlos ob des leeren Formulars, in das du deine Texte reinhaust. Du hast dich quasi entfremdet von dem Ding, was du am liebsten tust, was dir so viel Freude bereitet, und das du nie aufgeben willst, weil es für dich quasi so wichtig ist wie atmen. Und deshalb quälst du dich durch die ersten Zeilen, drückst die ersten Worte heraus wie jemand, der Verstopfung und schweren Stuhlgang hat, bemerkst aber dann, dass die Wörter wieder zu fließen beginnen, sobald du dabei bist. Es ist das Anfangen, was dir so verdammt schwer fällt dieser Tage, aus welchem Grund auch immer.
Eine Muse würde dir fehlen, hast du gesagt. Du weißt, dass das teilweise stimmt und teilweise auch wieder gelogen ist. Es gibt doch eine, die als Muse funktionieren könnte, die in deinen Träumen auftaucht und sich dort ohne Probleme an deinen Körper schmiegt. Als würden Träume irgendetwas aussagen. Leise hegst du den Verdacht, dass die Muse wohl eher Johnnie Walker heißt. Jetzt werden sie wieder alle kommen, mit ihren guten Ratschlagen betreffend Magenschleimhaut und Leber. Überhaupt, all diese guten Ratschläge!
Du möchtest ihr sagen, dass du dir vorstellen könntest, sie zu lieben.
Aber was ist das für eine Aussage? Als ob das irgendetwas bedeuten würde! Du könntest dir auch genauso gut vorstellen, mit A. in einem Haus mit zwei großen Hunden irgendwo in der südamerikanischen Pampa zu leben und den ganzen Tag Rum zu saufen. (Prost!) Man kann sich so ziemlich alles vorstellen. Deshalb sind solche Aussagen eigentlich nichtig. Aber nur eigentlich.
Denn das, was du mit den Worten, die nichts aussagen vermögen, auszudrücken versuchst, ist etwas großes, gewaltiges. Ein Schritt von umgekehrt-armstrongischen Ausmaßen, der eigentlich heißt: Ich könnte mich in dich verlieben. Ich wäre sogar bereit dazu, wenn es passieren würde. Und ich glaube, ich würde es nicht bereuen.
Ein Jahr, fünf Monate und anderthalb Wochen später:
Sieben Personen fahren in einem alten VW-Bus durch Skandinavien, vorbei an Seen, die den Landratten erscheinen wie kleine Meere. Im Autoradio läuft Sigur Rós. Man genießt das wunderbare Gefühl des Erlebens, des Lebens in der Gegenwart, die Gemeinschaft und vielleicht auch die Gewissheit, an der Spitze von etwas Neuem zu stehen. Beat-Generation, die Beatles und Yoko Ono, ein beliebiger Tourbus einer erfolgreichen Band, LJM. Während du auf deinen Knien dein momentanes Lebensgefühl notierst, in ein noch jungfräuliches Exemplar deiner berühmt-berüchtigten grauen Bücher, A. Witze macht, eine Flasche mit Biowein herumgeht, was dich an andere, vom Gefühl her ähnlichen Zeiten erinnert, T., L. und S. sich halb flüsternd aus welchem Grund auch immer, über ein Buch, das sie alle drei in der Schule lesen mussten, unterhalten, hat sie ihren Kopf auf deine Schultern gelegt und ist eingeschlafen.
Du bist glücklich.
Dies ist das Ende der Welt.
Gefällt mir. Schön melancholisch, und dann dieser Schluss. Hach. Das mit Skandinavien muss einfach passieren. Das wird geil. :)
wann passiert es?
Ich dachte an Sommer 2009. Dieses Jahr ist zu spaet (und ich hab kein Geld mehr :D). Wenn Ostern alle im Land sind kann man sich ja mal zusammensetzen und drueber diskutieren. :)
Ja, macht es! Und nehmt bitte einen Kameramann mit. Der letzte Abschnitt könnte zum Trailer eines noch zu entstehenden Roadmovies gehören. :)
Wenn wir’s tun, werden wir bestimmt eine Kamera mitnehmen. :)
Ich konnte jetzt nicht wiederstehen. :)
Ich will! :-)
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