Aufhören? Wieso, um alles in der Welt?

Ich kann ehrlicherweise niemanden verstehen, der einfach so mit dem Bloggen aufhören will. Sicherlich kann es Gründe dafür geben, eine Pause zu machen, aber wenn jemand sein gesamtes Blog löschen will, kann ich das auf keinen Fall nachvollziehen. Ich find brach liegen lassen schon schlimm genug.

Ich weiß, wie ich mich fühle, wenn mein Blog für ein paar Stunden offline ist. Auch, wenn ich überhaupt keine Lust hatte, zu bloggen, beginne ich dann zu twittern, um das plötzlich enstandene Loch in meiner Selbstdarstellungsmaschinerie zu stopfen. Aber vielleicht bin ich das auch nur. Ein egomanisches Monster, eine Rampensau, immer hunrig nach Aufmerksamkeit und ein paar Leuten, die mir zujubeln und ab und an ein paar Kommentare von sich geben. Ich Emo, ich.
Und ich will eigentlich gar nicht wissen, wie sich cold turkey anfühlt. Das Blog löschen. Oh Gott, was für eine furchtbare Vorstellung. Wenn ich nur daran denke, möchte ich nach jedem Posting ein Datenbankbackup machen und es redunant auf 23 Server verteilen.

Könnte ich mir ein Leben ohne Blog vorstellen? Nur noch schwer. Natürlich könnte ich noch immer in mein Heft schreiben, die Texte an Menschen verschicken, deren Meinung ich wirklich hören will, in Ruhe ein Buch schreiben und meine Gedanken ausnahmsweise mal für mich halten. Aber ich weiß, dass es nicht mehr das gleiche sein würde. Und mit jedem Blog, das stirbt, wird das Leben wieder ein Stück ärmer. So ist es mit Sad Autumn, und so wäre es auch mit jedem anderem Blog, das ich momentan lese. (Bis auf einige Ausnahmen, die ich nur aboniert habe, weil dort noch einmal etwas wichtiges kommen könnte.)

Aber sollten jetzt noch weitere Blogs sterben oder nicht wieder aufgemacht werden, habe ich wenigstens etwas, das ich wie mein persönlicher Held, Vorbild und geistiger Vater, Hunter S. Thompson, auf eine Gedenktafel am Ende eines noch nicht existierenden Buches schreiben könnte.

Und morgen mache ich eine Liste mit tollen neuen Blogs aus Luxemburg, um die allgemeine Untergangsstimmung wieder gut zu machen. Und das erinnert mich an eine schöne Geschichte, die meine Mutter mir erzählt hat, die werde ich dann jetzt gleich sofort bloggen.
Fazit: Man kann niemanden dazu zwingen, nicht aufzuhören, aber Fireball würde es wohl nie tun und findet es immer wieder schade, wenn jemand es tut. Das hätte ich ja jetzt auch fast twittern können.


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Kommentare

4 Antworten zu „Aufhören? Wieso, um alles in der Welt?“

  1. Du Emo! :P

    Als mein Blog letztes Jahr im August gute 3 Wochen wegen Datenbankproblemen und daraus resultierendem Hostwechsel offline war, fühlte ich mich sehr mies. Zum einen durch die Tatsache, dass ich technische Probleme hasse und nächtelang vor dem Computer hocke bis ich schließlich die Müdigkeit nicht mehr aushalte. Zum anderen durch die Tatsache, weils Dinge gab über die ich gerne gebloggt hätte. Ich verstehe deine Angst vor dem „cold turkey“ also sehr gut.

    Heute ist es genau einen Monat her, dass ich das letzte Mal gebloggt habe. Ich hatte erwartet, dass ich es zumindest vermissen würde. Aber das tue ich noch nicht mal, weil es meine Entscheidung war eine Pause einzulegen. Und jetzt, jedesmal wenn ich etwas lese von dem ich denke “das könntest du bloggen,” merke ich erst wieviel Sinnloses eigentlich in meinem Blog stand. Denn ich stelle mir dann immer die gleiche Frage: wäre es wert, dafür das Blog wieder online zu setzen? Die Antwort lautet jedesmal nein. Aber wenn es nicht wert wäre, das Blog dafür wieder online zu setzen, wäre es dann überhaupt einen Eintrag wert? Die Pause bringt mich dazu, viel darüber nachzudenken was denn nun eigentlich wichtig ist. Und auch wenn ich darüber des öfteren in meinem Blog philosophiert habe: manchmal muss man einen Schritt zurück treten und die Dinge einmal von Fernem betrachten um das gesamte Bild zu erkennen. Dein Unverständnis darüber, dass jemand „einfach so“ mit dem Bloggen aufhört, kann ich sehr gut nachvollziehen. Wären manche Dinge nicht passiert, hätte ich garantiert nicht aufgehört.

    Das Ganze wird allerdings auch stark erleichtert durch die Tatsache, dass ich nicht mehr schreibe. Dafür aber umso mehr male und mit Photoshop und Illustrator herumspiele, viel spazieren gehe und mir Menschen ansehe, viele tolle Musik (wieder) entdecke, und viele Bücher lese. Ich weiss aus Erfahrung, dass die Art und Weise auf die ich meine Kreativität auslebe immer mal wieder ändert, und irgendwann werde ich auch wieder schreiben wollen. Wann das sein wird, weiss ich aber nicht.

    So, und jetzt schau ich mal bei deinem Namensvetter nach, obs dort endlich wieder was Neues gibt. :)

  2. Wie gesagt, ich kann deine Gründe verstehen. Und du verstehst mich. Das ist alles toll.
    Die Geschichte mit dem „Unsinn“ ist verständlich, vor allem, da es wohl ein wenig mehr Arbeit ist, das Blog wieder online zu setzen, als „nur“ einen Eintrag zu schreiben. Deshalb funktioniert twitter ja auch so gut, weil das Interface mit einem Klick geladen ist und man jeden Furz sofort raushauen kann. Das könnte man jetzt eine Art von „Gesetz“ packen, à la „Je größer der Aufwand, desto größer die Hemmschwelle, unwichtige Sachen zu veröffentlichen.“ Das kenne ich selbst nur zu gut und deshalb schätze ich Lösungen à la ffffound, twitter, soup und del.icio.us, die es mir erlauben, schnell Dinge zu posten/speichern, ohne sie ins Blog formulieren zu müssen(sic!). (Wobei ich del.icio.us und ffffound vor allem für mich selbst benutze, ich aber nichts dagegen habe, wenn andere sie ebenfalls toll finden.)

    Na, ich will doch mal hoffen, dass du bald wieder schreibst. Und ich hab da auch schon so eine Idee. :-)

  3. hei hei ihr beiden

    ich hatte jetzt ebenfalls eine Zwangspause mit bloggen und ich habe tatsächlich gemerkt wie abhängig ein blog machen kann… er triit in eine Stelle des Lebens in der er nicht hingehört. Wenn er anfängt einen unter Druck zu setzen natürlich nur indirekt, aber dennoch mit dem Gefühl „man muss jetzt dies und das schreiben“…dann läuft was schief.
    Gut die Frage nach dem „warum bloggen“ sollte jeder mit einer eigenen Vorstellung beantworten. Aber man muss beachten, dass ein Blog Mittel bleibt mit einem Zweck aber nicht als Zweck…

    Trotzdem finde ich bloggen keine verschwendung von Zeit und auch ich hänge in gewisser Weise an ihm. Er zeigt eine geistige Entwicklung auf, die für uns eine eigene Art von Reflektion/Erinnerung ist. Vielleicht muss man dazu wie du, Thierry, das ganze von außen betrachten…

    aber wie auch immer, vielleicht ist das alles zu viel Psychologie…und man schreibt weiter vor sich hin.
    nur irgendwann hat jeder blog sein ende.

    jedenfalls schöne grüße und viele Ideen

  4. das sind mal wirre Gedankenfetzen…:/

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