Die adr und ihr “City-Tunnel”

Wäre es nicht so traurig, würde ich seit einigen Minuten lachen und nicht mehr damit aufhören. Denn das, was ich eben gesehen habe, kann doch gar nicht ernst gemeint sein. Pure Realsatire.

Die alternative demokratische Reformpartei (früher „Aktionskomitee für Demokratie und Rentengerechtigkeit“ (früher „Aktionskomitee 5/6“ (früher „Aktionskomitee 5/6 Rente für jeden“))) hat schon im späten August eine Pressereise nach Leipzig organisiert, um den dortigen City-Tunnel zu besichtigen. Damals schon wurde der City-Tunnel zur Lösung aller Transportprobleme erklärt und den Tram, den man in Luxemburg-Stadt bauen will verdammt.
Ich weiß nicht, wie ich zum Tram in Luxemburg-Stadt stehe. Das ist sicherlich ein schwieriges Projekt, das aber realisierbar ist. Realisierbarer als eine Untergrundbahn, aber dazu komme ich noch.
Der City-Tunnel in Leipzig ist vor allem als Eisenbahntunnel gedacht, nicht so sehr als U-Bahn. Ironischerweise hat die Stadt Leipzig nämlich ein sehr weit ausgebautes Straßenbahnnetz (16 Linien).

Auf ihrer neuen Webseite maachmat (mach mit), die merkwürdigerweise sehr viel besser aussieht als die Homepage der Partei selbst, wird das Projekt „City-Tunnel“ in einem durchaus professionel gemachten Video vorgestellt. Wir lernen: die adr will Tunnel unter die Stadt bauen, von der man aus zB. aus Bettemburg sofort zur Messe auf dem Kirchberg fahren kann. In 18 Minuten. Ein Zug von Bettemburg nach Luxemburg-Stadt braucht heute übrigens acht bis zehn Minuten. Klingt ja alles sehr schön, ich würde auch gerne ohne umzusteigen von E. ins Stadtzentrum fahren.
Wenn man sich das so auf einer Straßenkarte ansieht, sieht es wunderbar aus. Eine gerade Trasse vom Bahnhof zum Stadtzentrum, von da aus weiter zum Glacis und von dort auf den Kirchberg (was übrigens ziemlich genau der Trasse des geplanten Trams entspricht!).

Wäre da nicht ein kitzlekleines Problem.
Luxemburg-Stadt ist nicht sehr flach.
Luxemburg-Stadt ist auf zwei (oder drei) verschiedenen Felsen gebaut, die durch ein ziemlich tiefe und schmale Täler voneinander getrennt sind. Verschiedene Stadtteile liegen in diesen Tälern
Vom Stadtzentrum aus sieht das Richtung Bahnhof so aus:
cc by David Evers
(Foto cc David Evers)

Der Höhenunterschied vom Tal zur Oberstadt beträgt ca. 70 Meter.
Eigentlich könnte ich jetzt aufhören, denn endweder müsste man sehr sehr tief bohren, um die Strecke ganz unter Tage bauen zu können oder eine weitere Brücke für den „City-Tunnel“ bauen, damit dieser das Petrustal überqueren kann. Und das noch viel tiefere Tal zwischen Oberstadt und Kirchberg, das momentan die „rote Brücke“ überspannt:

roud Breck

Dann stellen sich weitere Probleme:
Zum einen sind Bohrungen im Luxemburger Sandstein sind normalerweise ziemlich kritisch, da es sich meistens um Trinkwassergebiete handelt, zum anderen ist Luxemburg-Stadt schon sehr weit unterhöhlt.
Die berühmten Kasematten, die unsere nationalistisch-faschistoiden Freunde vom adr eigentlich mit Stolz erfüllen sollten, bilden ein großes Gewirr von Tunneln und Gängen unter der Stadt. Außerdem wurde von 1960 bis 1963 ein Tunnel quer unter die Oberstadt gegraben, der als Atombunker dienen sollte, jedoch nie seiner Bestimmung übergeben wurde. Was die Geschichte mit der Tunnelbohrung wohl nicht nur kulturtechnisch zum No-Go macht, sondern auch noch zum Sicherheitsrisiko.

Das spricht alles nicht sehr für ein City-Tunnel-Konzept. Vielleicht habe ich auch noch ein paar Faktoren vergessen oder mich in verschiedenen Sachen geirrt. Aber eigentlich verbietet ja schon der gesunde Menschenverstand die Idee, sowas in Luxemburg-Stadt bauen zu wollen.
Und ich darf jetzt ernsthaft glauben, dass in der adr offenbar alle zu doof sind, das zu bemerken? Gut. Denn so lange sie sich mit solchem Blödsinn beschäftigen und ihr Geld dafür zum Fenster rauswerfen, müssen wir uns wahrscheinlich keine Sorgen machen.
Edit: Übrigens hat sich Philip Schockweiler in seinem Blog auch an die adr gewendet und meint „Es riecht nach brauner Scheiße“. Ich möchte auch nochmal auf mein legendär gewordenes „Wenn man hellbraun mit Scheiße mischt, was kommt denn da raus?“ verweisen.

11 Kommentare “Die adr und ihr “City-Tunnel”

  1. Diese Populisten gehen übrigens sehr offensiv vor. So haben sie ihre Newsletter mit dem City-Tunnel auch an die Kontakt-Adresse der Schule gemailt, an der ich unterrichte. Absender war übrigens ein gewisser Herr Frast, der ein Blog mit dem bezeichnenden Namen “hannergedanken” (= Hintergedanken) betreibt. Daraufhin habe ich sofort geantwortet mit der Bitte, die E-Mail-Adresse unserer Schule von der adr-Mailinglist zu entfernen, da ich solche Mails als Spam ansehe, mein Filter aber anscheinend nicht. Bis jetzt noch keine Antwort erhalten. Vielleicht demnächst Weiteres dazu auf meinem Blog.

  2. hab auch mal vor jahren ADR SPAM erhalten… und in freundlichem Ton geantwortet.

    Danke Joel dass du dich an das “Debunking” der ADR machst, auch wenn sie das sonst recht gut selber schafft… Meine Theorie: City Tunnel als Tarnmanöver um in Luxemburg Stadt nach Gold zu suchen… Ein Esel hat uns ja mal gelehrt dass Gold und Scheisse manchmal aus dem gleichen Loch kommen.

  3. Naja, jidderengem sai Kaabes fir de Wahlkampf…

    dLSAP hat iwwregens leschte Keier gratis öffentlechen Transport versprach! an en ass mei deier gin….

    Gudd fannen ech dat weinstens du bis zur leschter Zeil sachlech bleiws, an argumenteiers!

    PS: ganz “intressant” ass och hier Schoulreform… seelen sou gudd gelaacht

  4. Es ist lächerlich. Auch wenn eine U-Bahn vielleicht nicht schlecht wäre um unser Problem mit dem Verkehr zulösen ist es eine Lösung die nicht umsetzbar ist. Solche “Lösungen” sind auch dann auch keine. Und ob die “City-Tunnel”-Geschichte so gut bei der Bevölkerung ankommt wage ich zu bezweifelen. Sobald man den Menschen klar macht, dass solche “City-Tunnels” während ein paar Jahren 24/24 gebaut werden und zweitens, dass “alles” dann alle paar Minuten wackelt wenn der “City-Tunnel” dann mal funktionniert, sollte wohl auch noch die letzten Freunde der Populisten vom Gegenteil überzeugen. Naja, hoffen wir mal.

    @Georges
    Die schicken das auch an Schulen? Krass. Die wollen wohl dass schon unsere jüngsten Schüler der “Hitlerjugend” (adrenalin) beitreten.
    Sie werben dann übrigens auch schon über Facebook und ähnlichem.

  5. Wou ech dee Video gesinn hunn hunn ech mech virun allem gefrot: wéi soll deen ënnerierdeschen Zuch de Kapazitéiteproblem léisen? Do fiert nämlech keen Doppeldecker an den Tunnel eran (déi si jo elo schon zu de Spëtzestonnen iwwerfëllt), mee en einfachen eestäckegen Zuch mat just 3 Wagonen. Oder ass dat als artistesch Fräiheet ze verstoen? Wa jo gesinn ech kee Grond net dee ganze Clip esou ze interpretéieren…

  6. Also ech als Aussenstehenden den desen Blog lo just als Zoufall iwer Sokrates.lu endeckt huet, wees momentan net op ech kreischen doer laachen soll.
    Dei Ganz Petitiouns Geschicht fierd Republik ass jo schon en breller, mee dat hai setzt dem ganzen Kroun op ^^.
    Objidefall wann ADR den Rietsen Politspektrum duerstellt, dann dierft dat hai sou zimlech den lenksen duerstellen. Iwregens Pol falls dat net ironech sollt gemengt sin, sachlecht argumenteiren liest sech anescht.

    Zum Thema, Ech fannen den Tram mindestens genau sou eng schlecht Idee, well den meet den Problem eichter mei Grous wei mei Kleng, vue que dass en gudden deel fun den Strossen dei fier Tramtrass geduert sin dono net mie fier den normalen Verkeier notzbar sin, dat waert dann zu den Stousszeiten ob den Strossen rondrem na mei Verkeier bedeiten. An am Endefekt ass den Tram och neicht anres wei en Bus ob enger eegener Proritärer Spuer, et kascht just puer Miliounen mei. Ech als definitif net ADR Wieler an sympatisant fannen den Unsatz trotdem net schlecht. Du Argumenteiers jo domader, dass Kasematentunelen an e.c.t den Project eichter steiren geifen, mee wisou net dei Bestehend Tunnlen notzen?
    Huelen ma mol Avenue de la liberte, do ass souweit ech wees en riesegen Tunel drenner, den fierd öffentlechkeet gespaart ass. Dat geif sech dach quasi Perfekt unbidden? Dass den Projet mat beispilvideo secherlech net super duerchduert ass, ass secher. Denken en Egenen fun den Normalen Gleiser onofhängegen Metro wier do eng besser Leisung, well dann vill mei Heich Frequenzen meiglech sin wei mat regulären Zich. Wat ais Däller and er stadt unget, do denken ech, dass et mei gescheit ass halt en naien “Rouer” ze bauen wou den Metro dann duerchjauft wei Brecken, wei den Pont Adolf, eegens fier den Tram oofzerappen an rem nai opzebauen.

    Opjidefal geif ech ent jidfreen den dei Idee gudd Fennt fier en Isel haalen, et ass eng Alternatif iwert dei och soll nogeduert gin!

  7. Oh, oh, oh!

    D’Nei Bréck muss souwisou renovéiert ginn, egal ob den Tram gebaut gëtt oder net. Kuckt Iech déi al “Dame” dach emol genee un!

    Wat de “Rouer” (Tunnel) ënnert der Neier Avenue betrëfft, sou leit dee bestëmmt net do, wou den Här Schummer säin Zuch fuere loosse wëllt. De Problem ass nämlech an der Déift … respektiv ass d’Fro, wéi Der iwwert de Péitrussdall komme wëllt, ouni d’Stadbild mat enger Metrosbréck ze verschandelen. Da musst Der wéi den Här Schummer an eng phänomenal Déift goen, fir ënnert(!) der Péitrussbaach erduerch ze fueren.

    Ech fannen dat total verréckt, an ech bezweifele ganz staark, dass d’Leit esou e System akzeptéieren, wou si 50 Meter déif ënnert dem Buedem 20 Minutte laang op den nächsten Zuch waarde mussen, dee vun Esch oder Ettelbréck gefuer kënnt.

  8. Laurent:
    Waat huet den Artikel héi mat der Republik ze dinn, an waat mam lenken Spektrum?
    Zu denen bestehenden Tunnelen: Ech wees net, wéi den ennert der Avenue de la Liberté ausgesait, mee den ennert der Uwerstaadt ass um Niveau vun der Peitrus. Daat géifen dann dach awer ziemlech laang Fahrten mam Lift/mat de Rolltraapen fir erem an d’Uwerstaadt ze kommen. En plus stellt sech eben d’Fro, ob een déi Tunnelen iwerhaat kann (Stabilitéit!) oder wëll (Kulturierw!) benotzen!

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