Der Zug, in dem ich sitze, atmet leise ein und aus. Kaum hörbar sein elektrisches Stöhnen, das unnatürlicher nicht sein könnte und dennoch so vertraut ist.
Es ist kaum zu glauben, wie gut Menschen einem tun können. Noch immer euphorisiert von diesem strahlenden Sommerende, das irgendwo im krächzenden Gebälk zwischen nicht identifizierbaren Bildern in staubigen Rahmen stattfand.
Und da stehst du. In Paris, auf der Défense. Du erwartest gerade zu, dass Alarmsirenen ertönen und die Hochhäuser langsam im Boden versinken. Hier wird dir das Ausmaß deines Sieges erst bewusst. Unwiderruflich ist er, endgültig. Die Kräfte des Guten und Richtigen gegen Alt und Böse. Bisher die höchste Hochwassermarke. Niemand kann dir das nehmen. Hochgefühl. Die Freiheit, das Volk zum Sieg führend. Apotheose, zeitweilige. Jemand sollte deine Heldentaten als Fresko an die Decke einer großen Halle malen!
Alle roten Zeichen sind weggewischt.
Und da stehst du. In dem Tesserakt, diesem Hyperkubus der vierten Dimension. Und du weißt: Dies ist das Zentrum des Universums. Da hoch oben, an der Decke der Grande Arche ist der wahrhaftige Aufhängepunkt für das Pendel.
Die Erkenntnis ist so großartig, dass sie dir erst vier Wochen später bewusst wird. Für einen kurzen Moment atmest du Strings, die drohend glühen und dunkle, graue Asche überall hinsauen.
Es muss doch einen Weg hier raus geben. Zu viel Verwirrung hier. Der kahlköpfige, vietnamesische Weltraumnazi hinter der Theke dieser Waikikibar inmitten von Amsterdam sah uns grinsend an. Er wusste ganz genau, was los war.
Auf der Straßenkarte nur ein einziger Name. Selbst für dieses grinsende Scheusal habe ich im Nachhinein noch Verständnis, gar Mitgefühl. Diese Wanderung war nötig. Sie war die Reise zum Zentrum des Universums, an dem ich eine Woche zuvor gewesen war. Zeit ist nicht stringent, nicht linear. Schon gar nicht in Schwingungsnähe vierdimensionaler Hyperkuben.
Eine weitere Reise. Im Auge des Sturms. Ciao Bella.
Diese Stadt liebt mich. Mir wird bewusst: Es war nicht ich, der Sehnsucht hatte, wie einst nach dem Meer, nach der Sonne, nach Kalkfelsen und Rosmarin, sondern sie, die Stadt, die mich vermisste und mich zu ihr gerufen hatte. Ich sehe: das schönste Mädchen der Welt, Bier aus schenkend.
Dann. Eine Umarmung. Sie. A². Ich fühle nur Verlegenheit, Freude. Ich möchte ihr erzählen von meinen Reisen, aber dazu bleibt keine Zeit.
Wie immer vervollständigt sich die Geschichte erst später.
Wo bleibt der Herbst?
Hihi, vietnamesischer Weltraumnazi. Das ist die bisher beste Beschreibung für den Kerl.
Hach, dieser Sommer war so geil. :)
Sounds good.
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