Die ersten Sonnenstrahlen seit Dezember. Mit einem Male glänzt die Stadt wieder. Meine Stadt, wie ich übermütig behauptet habe, als wir die Prachtstraße entlanggelaufen sind, unwissend, was für Geheimnisse die Nacht bergen würde. Wir wussten nichts, nicht einmal den Weg.
Mein Abfluss ist wieder frei. Das schöne an Abflussreinigern ist ja, dass sie nicht nur Verstopfungen lösen, sondern auch das Waschbecken wieder so sehr glänzt, dass die Augen schmerzen. Und du fast hoffst, dass es wieder verstopft, damit du beim Zähneputzen nicht dauernd die Augen zukneifen musst.
Der Sommer steht hier schon verheißungsvoll vor den Toren der Stadt, beinahe spürst du schon die Sonne auf deiner Haut, deren Berührungen nie die Zärtlichkeit von jenen mythischen Wesen erreichen werden, die mir so sehr fehlen.
Jeden Morgen das gleiche Lied.
Jeden Abend der gleiche Text.
Jede Sekunde ein Weltuntergang.
Nichts bleibt so wie alles immer ist.
Weiß irgendwer, wo wir hingehen?
Die mächtige Stadt, bis zum Horizont überall nur Dächer, fremdartig rot gebrannt, sie mag dich. Obwohl hier alles kalt sein könnte, flüstert der Wind leise Liebesbekundungen in dein Ohr. Die Schneeflocken sehen aus wie im Fernsehen, die Sonne strahlt um ein vielfaches heller, der Regen ist nasser und sogar die Werbung ist noch dümmer als sonst.
Ein Windstoß, ein Wirbel, hoch zu den Seilen, die knarren wie Takelage. Sie führen zu dem Zeppelin, angetaut hoch oben über der Stadt, jeden Moment einsatzbereit. Es fehlt nur ein Kapitän, der da einen Kurs befiehlt.
Dein Mobiltelefon vibriert. Erst jetzt bemerkst du die Gänsehaut auf einem Rücken.
Die Ferne ruft an.