Feuer machen.

Schlafende Menschen im Park

Nach dem Aufwachen bleiben die zögerlichen Reste des Traums in meinem Kopf, wie zerrissene schlafgraue Fetzen liegen sie im Zimmer, nass noch vom Schnee der langsam auf dem Balkon taut und dann wieder gefriert.
Es gibt da eine Stelle unter meinem Ohr, wenn ich dort geküsst werde, schaltet sich meine Ratio aus und ich bin nur noch Instinkt. Kaum jemand weiß davon. Geschweige denn, wo genau diese eine Stelle ist. Im Traum heiße Küsse, dann Bewegungen der Zunge genau an diesem einen Punkt.

Wer war das? Ich grübele darüber nach, versuche mich zu entsinnen, den Film, der da in der Nacht gelaufen ist, zurückzuspulen. In meinem Kopf nur Leere und diese eine Szene, Berührungen und Küsse einer Unbekannten.

Dafür andere Bilder, die da auch waren. Eine Art Seminar in einem Pfadfinder_innenlager. Zumindest draußen, in der Natur. Oder das, war wir für die Natur halten, denn Wildnis gibt es kaum noch und dort wo es sie gibt ist sie, bis auf Pinguine, recht unspektakulär bis langweilig. Wir bauen eine Soundanlage aus einfachsten Mitteln, wie sie auch schon die alten Kelten hatten, wenn sie sich mit billigem Met aus dem Supermarkt betrunken haben. Außerdem soll ich Feuer machen, indem ich einen verdorrten Baum-Sprössling anzünde. Immer wieder wird mir erklärt, wie das geht, aber ich kriege es immer nur halb richtig hin. Der Busch brennt, aber nicht so, wie er soll. Der Koch nimmt mir die Pflanze weg, es ist eh noch hell, wir brauchen jetzt kein Feuer.

Irgendwann denke ich: Es muss Ruth gewesen sein, die mich unter dem Ohr geküsst hat. Ruth, die Cousine von Wilhelm Conrad, die mich durchschaut hat.
„Vielleicht war es auch …“
Ich wage es nicht, diesen Satz zu Ende zu denken.

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