Blauer Sonntag

Und wenn es nur das Gefühl war, dass ich vermisste? Vermisse.

Vermisse, während ich durch den Augarten laufe. Der Augarten mit seinen Kastanienalleen, gerade angeordnet, Grünfläche, Kiesweg, Grünfläche, Kiesweg, Grünfläche, Kiesweg. Und trotzdem kommen die Hippies mit ihren Hängematten und Slacklines daher. Und feiern Kindergeburtstage. Drei Kindergeburtstage zähle ich, während ich unter den schattigen Kastanien schlendere. Und denke laut, dass das wohl eine gute Metapher für Wien sei. Diese Gegensätze. Das Wegenetz aus dem Geometrielehrbuch, die Hippies und Kindergeburtstage und die großen Flaktürme aus braunem Nazibeton.

An diesem schönen blauen Sonntag bin ich mir sicher, dass ich nur ein Gefühl vermisse. Es ist doch fast egal, neben wem du aufwachst, so lange du dich wohl fühlst. Geborgenheit lässt sich leicht reproduzieren. Peer-to-Peer, sozusagen.

Ob Gefühl oder Mensch: Was bleibt, ist das vermissen.
Am Abend platzt die Bombe und ich fürchte kurz, mich in den Schlaf weinen zu müssen.

photo cc by fortysix_vie


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Kommentare

3 Antworten zu „Blauer Sonntag“

  1. you know my name,

    everything is about this word. sakna.
    (den text druck ich aus und häng ihn in die küche.)

  2. Manuel

    Schöne Worte, die sich wie Wolken in meinem Geist bewegen, formen und Bilder zeichnen. Danke für die Inspiration.

  3. Schön. Zu selten schreibst du hier in letzter Zeit. Aber auch zu selten kommentiere ich. Ich weiß. Und wenn es nur ein „Schön“ ist.

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