Du hast mich umarmt, tief in der Nacht.
Vor allen Leuten. So fest und so lange es ging. Ich wusste nicht, wie ich das deuten sollte.
Du hast mir ein Geheimnis verraten, tief in der Nacht.
Ein dunkles Geheimnis, ein merkwürdig geformter schwarzer Fleck auf meinem Herzen. Und ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte.
Tief in der Nacht passieren die Dinge, die mich tagelang wach halten. Mein Bett wird grellweiß, mein Kopf eine laute Halle, in der feste Umarmungen und schwarze Flecken zu obszönen Rufen werden.
Ich wälze mich in meinem eigenen Saft, tief in der Nacht. Im Griff meiner Ängste, von dir eingepflanzt in mein Herz. Ungewollt, unschuldig, unbemerkt.
Was hättest du auch anders tun sollen? Was hättest du tun können? Hätte ich sagen sollen: „Ich will keine Umarmung, die sich tief in mein Herz schneidet“? Hätte ich sagen sollen: „Ich will kein dunkles Geheimnis, das einen schwarzen Fleck in der Wunde hinterlässt“?
Wie hätte ich das tun können, tief in der Nacht?
Wir hatten keine Wahl. Du musstest mich umarmen, du musstest mir das Geheimnis anvertrauen, ich musste das alles annehmen. Ich weiß immer noch nicht, was ich anfangen soll mit den tiefen Schnitten und dunklen Geheimnissen, die sie ausfüllen und mein metaphysisches Herz mit schwarzen Adern überziehen.
Aber irgendwann, tief in der Nacht, werde ich es herausfinden.
photo: View of a fire trench, Gallipoli, Turkey, 1915 National Library NZ
Das war schön und berührend. Und irgendwie, frag mich nicht wie, kann ich das nachvollziehen. Danke.