long gone day

Isn’t it so strange
How far away we all are now
Am I the only one who remembers that summer

Ich erinnere mich an eine Sommernacht an einer Bushaltestelle in Oberschlesien. Wie verwirrt ich war, obwohl eigentlich alles ganz klar war. Ein guter Abend, zuckersüß im Sonnenuntergang der Erinnerung.

Und sehr gut, ein Blog zu haben, um die Erinnerung an solche Tage zurückzurufen. Ich sollte viel mehr aufschreiben, alles am Besten, jeden Tag. Auch wenn ich die Stunden, die ich vor der Maschine darauf verwende, nie wieder kriege, so ist das besser, als andere anderen nicht wieder erleben zu können.

Wo sind die Tage hin? Wo die Menschen? Kommen bessere? Kommen schlechtere?
Ich glorifiziere Jahre, in denen es mir nicht besser ging als jetzt, in denen ich ein sehr viel weniger umgänglicher Mensch war als ich es heute bin. Und es fällt mir heute kaum noch auf, wie ich damals war, wie schwierig Dinge waren, die mir heute selbstverständlich erscheinen.

Und dennoch vermisse ich diese Zeit.

In den richtig schwierigen Situationen, den tiefen Löchern, in die ich an manchen Tagen stolpere, denke ich zurück, weil ich mich wieder so fühle wie damals. Wusste ich damals, was ich tun musste, um es besser zu machen. Wusste ich, was ich tun konnte, um die Gedanken in meinem Kopf weniger laut werden zu lassen?

Damals hab ich mich hingesetzt und einen Text geschrieben. Scheint, als würde ich das heute ebenso machen.

Es kommt ein neuer Sommer und mit ihm laue Abende und Nächte an Bushaltestellen, auf Balkonen und an Seeufern. Vielleicht verbringe ich sie mit Menschen, die ich lange nicht gesehen habe. Ich darf nur nicht vergessen, sie in irgendeiner Art und Weise zu verschriftlichen.

Die Zeilen in kursiv sind Teile der Lyrics des hier verlinkten Liedes „Long Gone Day“ der Band Mad Season. Geschrieben und komponiert wurde das Lied von Martin, McCready, Staley, Lanegan.


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Kommentare

Eine Antwort zu „long gone day“

  1. messengerbird

    Ich kenne das Gefühl. Manchmal frage ich mich, was mein Ich-vor-zehn-Jahren von meinem heutigen Ich halten würde. Ob ich es mich nicht zu leicht mache.
    „Früher“ habe ich alles aufgeschrieben. Dann immer weniger. Und irgendwann gingen mir die Worte aus. In meinem alten Tagebuch gibt es noch viele leere Seiten, aber ich möchte da gar nicht mehr hineinschauen. Zu groß die Angst, wieder in den Sog dieser tiefen Löcher, die du auch ansprichst, gezogen zu werden…

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