Wenn im Hintergrund jemand schreit, sind meine Gedanken nicht so laut.
Das muss nichts Schlechtes sein. Aber kann es etwas Gutes sein?
Ich habe Angst. Angst vor dem Wiedersehen. Überhaupt, Angst vor dem Sehen. Ich könnte einfach meine Brille absetzen und in das schwammige Nichts starren. Vielleicht halte ich mir auch noch die Ohren zu oder setze mir Kopfhörer mit fröhlicher Weltuntergangsmusik auf. Ich habe lange nicht gesehen, was ihr gemacht habt, ich habe mir die Fotos einfach nicht angeschaut. Ich habe Angst davor, angesprochen zu werden, vor der Umarmung von hinten, die aus dem Nichts der Menschenmasse hinter mir kommt. Die Umarmung, die ich mir so lange gewünscht habe, bis der Wunsch nichts mehr wert war. Ich habe Angst davor, euch zuzusehen, euch zu hören, während ich schlaflos auf dem Klo sitze und dort nichts finde, was ich lesen könnte.
Ich wünschte, es wäre dunkel, ich wünschte, es wären nur ich und der Mond und vielleicht ein bisschen schwere Musik ohne Gesang, ohne Geschrei, der Text nur zwischen den Zeilen der ungeschriebenen Notenblätter.
Ich habe Angst vor dem See, der diesem roten Meer, das ich so hasse, viel zu ähnlich sieht. Ein Satellit ist keine Sternschnuppe. Ich habe mir trotzdem etwas gewünscht, vor einem Jahr. Ich weiß nicht mehr, was es war. Das macht nichts.
Vielleicht gibt es irgendwo ein Luftbild, auf dem ich zu sehen bin.
Hoffentlich lächele ich.
photo by havelbaude