Plastikhandschuhe soll ich anziehen, wird mir per Kurznachrichtendienst mitgeteilt. Ich habe natürlich keine Plastikhandschuhe im Haus. Essen muss ich trotzdem. Also schäle ich die Schwarzwurzeln ohne Handschuhe, bewaffnet nur mit einem Sparschäler.
Sie ist überhaupt nicht klebrig. In meiner Erinnerung waren Superkleber nichts gegen Schwarzwurzel und in meiner Vorstellung wurden Tarnkappenbomber aus ultraleichtem Carbon mit Schwarzwurzeln zusammengeklebt.
Nichts von alledem. Offenbar sind die Schwarzwurzeln so bio, dass sie nicht einmal mehr ordentlich kleben. Oder ich bin mittlerweile so gut beim Schälen, dass mir das alles nichts mehr anhaben kann. Kurz überlege ich, ob och meine Schäl-Skills in letzter Zeit gelevelt habe – dann fällt mir wieder ein, dass mein Leben kein Rollenspiel ist.
In Österreich am Küchentisch sitzen, Schwarzwurzel schälen und Musiksendungen über luxemburgische Bands hören. Vielleicht sollte ich noch „Ode an die Freude“ summen, um die Europahaftigkeit dieses Lebens künstlerisch zu betonen.
“Und in Essigwasser sollst du sie einlegen, der Vorbeugung des Dunkelwerdens wegen! Und die Finger gleich dazu! Vielleicht beides mit dunkelblauer Wandfarbe pürieren, um alle Zweifel an deiner Expertise auszuräumen?”, les ich immer.