Das neue Album von Sigur Rós, das sehr überraschend angekündigt und noch viel überraschender auf einmal da war, klingt nach den Einstürzenden Neubauten. Zumindest am Anfang. Vielleicht haben sie ein Sample benutzt, vielleicht ist das tatsächlich eine sehr verzerrte Gitarre, aber es knattert unverkennbar nach Neubauten.
Das macht mich ein bisschen fertig. Der Gesang ist wieder hübsch abgehoben-ätherisch, die Lebensfreude, die auf Með suð I eyrum við spilum endalaust und teilweise auch noch auf Valtari zu hören war, ist verschwunden und die Musik düsterer und dichter geworden. Es dröhnt und brummt in den Intros und Outros, besonders im Opener Brennisteinn, als drohe Gefahr. Worüber gesungen wird verstehe ich immer noch nicht, das macht aber nichts. Vielleicht wird die Musik dadurch sogar ein bisschen besser.
Auch an Nine Inch Nails fühle ich mich erinnert, am Anfang von Var, dem letzten Titel der knappen 50 Minuten von Kveikur. Ob diese Gleichheiten gezielte Hommagen oder doch eher Zufälle sind, kann ich nicht beurteilen.
Dumpfes Dröhnen und glockenhelle Gesänge. Kveikur hat das Potential, zu einer neuen Lieblingsplatte heranzuwachsen. Mal sehen, ob ich es schaffe, Sigur Rós ein weiteres Mal live zu sehen, der erdrückende Bass ist sicherlich ein grandioses körperliches Erlebniss, das wohl die wenigsten Heimanlagen reproduzieren können. Kveikur ist auf jeden Fall ein Schritt in eine düstere Richtung, was mir sehr gut gefällt. Bis auf diesen Neubauten-Sound ganz am Anfang, der mich irgendwann irre machen wird.