In wie kurzer Zeit kann ich einen Text schreiben?
Ich versuche, so zu schreiben, wie ich es tat, als ich noch nicht darüber nachdachte, was ich schrieb. Ich vermisse die Mittagspausen, zwischen zwei Schulstunden. Mein Kopf füllte sich auf dem Nachhauseweg mit Ideen, die ich dann so schnell wie möglich in meinen Computer eintippte.
Heute stehe ich in meinem Badezimmer und schneide mir die Haare. Ich versuche, eine lustige Frisur aus der Wolle auf meinem Kopf zu machen. Eine Seite lang, die andere kurz. Natürlich kann ich das nicht alleine, es funktioniert nicht, ich rasiere alles ab.
Alle Haare auf meinem Kopf sind 7 Millimeter oder kürzer.
Die Waschküche ist frisch gewaschen. Das ist für mich ein Nachteil, denn der Boden ist klatschnass und ich trage nur Socken an den Füßen.
Waschmaschinen und Trockner haben kein beruhigendes Potential. Die Vorstellung, in der Nacht nicht schlafen zu können und sich an der leicht vibrierenden Maschine zu wärmen mag in einem Psychothriller über einen Kannibalen funktionieren. In der Realität jedoch sind Waschmaschinen laut und wechseln viel zu oft die Drehfrequenz.
So kuschelig wie eine Flugzeugturbine.
„So kuschelig wie eine Flugzeugturbine“ wäre ein guter Bandname, hätte ich früher gedacht.
Heute denke ich, dass das eine nette Kurzbeschreibung auf twitter wäre.
Sehne ich mich nach Veränderung oder
sehnt sich die Veränderung nach mir?
Eigentlich ist doch alles gut so, wie es ist.
Also, mit mir selbst. Mit der Welt ist ja so gut wie nichts in Ordnung. Pole schmelzen, Ozeane versauern, Kriege werden geführt und ich sitze hier vor meinem Computer, in den ich schon in der Schulzeit Texte einhakte, hart und schnell, wie in eine Schreibmaschine.
Ich sitze hier und versuche, meinen früheren Flow wiederzufinden, obwohl
ich viele der Texte von damals nicht mehr mag. Oder nie mochte. Ich mache mich Gedanken darüber, was für eine Frisur ich haben will oder welche Texte den Leuten wohl gefallen werden.
Am Ende der Seite ist noch so viel weiß, aber ich bin kein unbeschriebenes Blatt.
Mir scheint, dass es früher, in dieser merkwürdigen Vergangenheit mit Instagram-Filter, besser und schneller ging, Texte einfach so zu schreiben. Heute filtere ich nicht nur die Fotos und Erinnerungen, sondern mich selbst.
Ich wünschte, ich könnte ein Bild malen von all den halben Ideen in meinem Kopf, den Dialogen zwischen Personen, die ich noch nicht erfunden habe, aber allein mir fehlt die Zeit, denn ich muss bald los, muss zu dieser Arbeitsgruppe und dann noch eine halbe Million Emails schreiben und wenn ich dann ins Bett falle, liege ich erst einmal eine Stunde wach und denke darüber nach, dass ich eigentlich hätte ich lernen sollen.
Vielleicht scheitere ich auch an diesem Text.
Aber dann scheitere ich heute besser als gestern.
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