Bücher 2014

buecher2011

Ich habe 2014 enorm viel gelesen, was sicherlich zu einem großen Teil dem eReader (ein PocketBook) zu verdanken ist. Die Möglichkeit, jedes Buch innerhalb von wenigen Minuten lesen zu können, ist großartig und sorgt bei mir dafür, dass viele Lesewünsche nicht erst auf die „das sollte ich mal lesen“-Liste landen, sondern dass ich sie tatsächlich lese. Außerdem ist es wirklich befreiend, auf Reisen nicht mehr viele Bücher mitschleppen und/oder sich die Seiten rationieren zu müssen. Ein interessanter Nebeneffekt: Ich lese nun auch Werke wie Fanfictions oder Rollenspielregelwerke, die ich am Monitor bisher immer zu mühsam fand. Und ärgere mich darüber, dass der Großteil meiner Unilektüre nur eingescannt oder in mehrspaltigen PDFs zur Verfügung steht und ich sie ausdrucken muss, wenn ich zum Lesen nicht vor dem PC, sondern in der Sonne vor dem selbstverwalteten Studicafé Tüwi (das habe ich einmal gemacht, im Oktober, als die Temperaturen das noch zuließen. Da habe ich tatsächlich den eReader benutzt) sitzen will.

Ich habe laut goodreads 8909 Seiten gelesen, der bisherige Rekord war 2012 mit 6605 Seiten. Da ich die vielen Fanfictions und wissenschaftlichen Papers nicht auf goodreads eingebe(n kann), ist die reale Zahl wohl noch höher, vielleicht waren es tatsächlich 10.000 Seiten. Meine goodreads-Challenge mit 20 Büchern habe ich so gerade geschafft, wobei ich mit meinem Leseverhalten insgesamt sehr zufrieden bin. Was habe ich denn so gelesen?

Christiane Rösinger – Liebe wird oft überbewertet
(Eintrag verlinkt)

Cory Doctorow – For the Win
(Eintrag verlinkt)

Leonard Balsera – Fate Core System
Ein Rollenspielregelbuch. Im Februar habe ichzum ersten Mal im Leben gerollengespielt, also Pen&Paper mit richtigem Papier, richtigen Kugelschreibern und echten Menschen gegenüber. Nachdem wir uns nicht entscheiden konnten, was wir spielen wollten, haben wir zuerst „Monsters and other childish things“ ausprobiert und wollten dann was mit Weltraum (Jumppunks) über das Fate-Regelwerk spielen. Dazu ist es aus diversen Gründen nie gekommen, das Regelbuch habe ich trotzdem gelesen und sehr spannend gefunden. Es ist leicht erklärt und macht Lust, ein eigenes Rollenspiel auf die Beine zu setzen. Oder gar ein eigenes System, basierend auf Fate, zu erfinden. Ich bräuchte dann nur Zeit und Leute für eine Runde.

Sven Wohl – Die Einsicht
Der luxemburgische Journalist und Blogger Sven Wohl hat 2014 mit „die Einsicht“ sein Debüt veröffentlicht. Ich war gespannt, weil Sven viel über die Novella getwittert hat. Leider hat micht weder der Plot noch die sprachliche Umsetzung sonderlich überzeugt. Es gibt mittlerweile allerdings eine zweite Auflage, in der einige Fehler ausgebessert sind, vielleicht lohnt sich der Kauf für Fans des Thrilles/Horror-Genres also doch.

D.H. Lawrence – Lady Chatterley‘s Lover
Lustige Geschichte. Zwei meiner Freund*innen haben sich 2013 bei so gut wie jedem unserer Zusammentreffen über D.H. Lawrence und die Frage, ob „Lady Chatterley“ in irgendeiner Form ein feministisches Werk sei, gestritten. Silvester hat es mir dann gereicht und ich habe gesagt, dass ich das Buch lesen und die Frage ein für alle Male klären würde. Nachdem ich mich dann doch relativ lange durch die Beschreibungen von aristokratischer Langeweile und Sex gequält habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das Buch nicht feministisch sei. Lady Chatterley darf zwar zuhören, während die Männer über Sex quatschen, muss aber den Mund halten.

George R. R. Martin – A Song of Ice and Fire (5 Bände)
Den Frühling und Frühsommer verbrachte ich in den Romanvorlagen zu „Game of Thrones“. Ich habe die Romane angefangen, weil mir das ans Herz gelegt wurde und weil ich wissen wollte, wie die Serie denn vermutlich weitergehen sollten. Ich fand den Plot und die Charaktere zwar so spannend, dass ich den eReader kaum aus der Hand legen wollte („Ein Kapitel noch!“), Martins Schreibstil nervte mich allerdings. Alles, was weiß ist, ist „white as freshly fallen snow“ und auch sonst wiederholen sich die Phrasen zur Beschreibung sehr oft. Es scheint für Martin auch sehr wichtig zu sein, von jeder Person ständig die gesamte Kleidung zu beschreiben, was mich an „American Psycho“ erinnert hat. Aufhören konnte ich trotz dieser literarischen Mängel nicht. Inhaltlich mag ich nicht zu viel verraten: Ich finde, dass die Geschichte durch die vielen Charaktere und deren Blickwinkel zu langsam voran geht, aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu ungeduldig und will wissen, wie es ausgeht. Wenn sich Martin selbst als Feminist bezeichnet, dann finde ich es doch sehr merkwürdig, dass es zwar einige „starke Frauenfiguren“ einbaut, an dem imagnierten Mittelalterbild und seinen Geschlechterrollen jedoch rein gar nichts ändert. Es muss ja alles realistisch bleiben und so. Denn Zombies und Drachen können alle Leser*innen akzeptieren, eine progressiveres Frauen*bild natürlich nicht. Desweiteren hat mich gestört, dass Martin uns in eine sehr alte Welt wirft, in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, wir dort aber immer nur Tourist*innen bleiben können und oft mit Anspielungen statt Erklärungen vorlieb nehmen müssen.

H.P. Lovecraft – The Call of Cthulhu
Endlich mal an Lovecraft gewagt. Ich glaube jetzt ja, dass der Hype um Cthulhu ein sehr postmodernes Phänomen ist: Alle kennen die Figur, aber fast keine*r hat die Originaltexte gelesen, die dann nur noch
enttäuschen können. Schockiert war ich von dem Rassismus, während ich den Plot durchaus spannend und originell fand. Ohne die „endlich alles über diese große Ding erfahren“-Erwartungshaltung ist die Kurzgeschichte aber durchaus einen Blick wert und hat alles, was ich von einer „X-Files“-Episode, die um 1900 spielt, erwarten würde.

Markus Zusak – Die Bücherdiebin
2013 angefangen, 2014 endlich zu Ende gelesen. Hat mir nicht gefallen, da ich den Stil überhaupt nicht mochte und ich die Einbettung von dieser Geschichte in den historischen Kontext des zweiten Weltkrieges überhaupt nicht schätzen konnte. Vielleicht ist das aber einfach eine Geschmacksfrage, es gibt ja offenbar viele, die das Buch heiß und innig lieben.

H.P. Lovecraft – At the Mountains of Madness
Zum Glück habe ich sämtliche Verfilmungen dieser Lovecraft-Story noch nicht gesehen. Hier gibt es sehr viele spannende Sci-Fi-Elemente, was mir sehr gut gefallen hat. Lovecrafts Stil ist relativ technisch und trocken, daher habe ich mich bisher noch nicht an weitere Geschichten von ihm rangewagt. Der Mythos, den er aufgebaut hat, übt aber nach wie vor eine schwer zu erklärende Anziehungskraft auf mich aus.

Ann Leckie – Ancillary Justice
(Eintrag verlinkt)

Anna Anthropy – Rise of the Videogame Zinesters: How Freaks, Normals, Amateurs, Artists, Dreamers, Drop-outs, Queers, Housewives, and People Like You Are Taking Back an Art Form
Anna Anthropy erklärt, wie Videospiele gemacht wurden und werden, was so wunderbar an der DIY-Gaming-Szene ist und wie eins das selbst auch machen kann. Ich habe das Buch als Recherche zu dem progress-Dossier über Videospiele gelesen und seitdem Lust, endlich mal selbst ein Spiel zu machen.

Margaret Peterson Haddix – Found
Als Hörbuch, das in einem humble bundle war, gehört. Fesselnde Geschichte, die offenbar Zeitreisen mit Teenager-Abenteuer verbindet. Sehr kurzweilig und hat Lust auf den zweiten Band gemacht. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob ich den lesen will oder ihn doch lieber als Hörbuch zum Einschlafen hören möchte. So funktionieren diese humble bundles also.

Ann Leckie – Ancillary Sword
Der zweite Band der Imperial Radch-Reihe. Ich war sehr gespannt und wurde nicht enttäuscht, als ich meine Winterferien mit diesem Buch begann. Sprachlich präzise und mitreißend beschreibt Leckie den weiteren Werdegang von Breq, die es von der Raumschiff-KI zum Flottenkapitän geschafft hat. Dabei spielt ein Sonnensystem, in dem vor allem Tee produziert wird, eine große Rolle. Als mittlerer Band kann „Ancillary Sword“ den großen Storyarc vielleicht nicht so sehr vorantreiben wie ich es mir gewünscht hätte, es fesselt dennoch von der ersten bis zur letzten Seite. Und so langsam habe ich das Gefühl, dass der dritte und vermutlich letzte Band der Reihe mir das Herz brechen wird. Das tat auf jeden Fall der letzte Satz.

Wiliam Gibbson – The Hinterlands
Kurzgeschichte von Gibbson, die es durchaus mit den Werken Lems aufnehmen könnte.

Kurt Vonnegut – Breakfast of Champions
Sehr satirischer Roman über die amerikanische Gesellschaft, in der Vonnegut seinem Ärger freien Lauf ließ und alle seine Plotideen für merkwürdige Sci-Fi niederschreiben konnte. Merkwürdiger, aber gut lesbarer Stil. Ich weiß nicht, ob ich mir die Verfilmung ansehen sollte, weil ich eigentlich nur den Cohen-Brüdern zutrauen würde, den Humor einfangen zu können.

Wolfgang Herrndorf – Bilder deiner großen Liebe
Tschick“ aus anderer Perspektive. Leider hat Herrndorf diesen Roman niemals fertigschreiben können, zum Glück hat er entschieden, dass er so erscheinen darf. Es großartiges Stück unvollendete Literatur.

3 Kommentare “Bücher 2014

  1. Wirklich interessant, wie ein eReader die eigenen Lesegewohnheiten umkrempelt. Man steckt ihn einfach mal so in die Tasche, wenn man weiß, daß man unterwegs dafür Zeit hat. Abends vor’m Schlafen im Bett zu lesen, vereinfacht er auch (keinen schweren Schmöker mehr in der Hand halten).

    Als Teenager hab ich Bücher en masse gelesen, 2-3 pro Monat. Später kam dann große Konkurrenz wie das Internet dazu, bis ich mich vor zwei Jahren dabei ertappte, einmal nicht ein einziges Buch in einem Jahr gepackt zu haben. Ich hab mir dann einen eReader zugelegt (das billigste Kindle das es damals gab) und habe den Kauf seither nicht bereut.

    Bisher hab ich darauf gelesen 14 Bücher gelesen, unter anderem:

    – Ready Player One, Ernest Cline (nette 80’er Jahre Nostalgie gemischt mit Online Gaming, keine große Literatur aber unterhaltenswert)
    – Redshirts, John Scalzi (großartige Parodie/Hommage an Star Trek mit nachdenklicher Endnote, toller Spaß, empfehlenswert)
    – How to Live Safely in a Science-Fictional Universe, Charles Yu (bizarre Mischung aus Biografie und Sci-Fi)
    – Constellation Games, Leonard Richardson (nette Idee um Ersten Kontakt)
    – 2312, Kim Stanley Robinson (sehr detaillierte Beschreibung einer realistischen Zukunft, originell, empfehlenswert)
    – The City & The City, China Miéville (fantastische Idee zweier Städte auf derselben Fläche und deren Implikationen, empfehlenswert)
    – Off to Be the Wizard, Scott Meyer (las ich da ich Meyer’s Webcomic verfolge, witzige Idee eines “reality hackers”, aber eindeutig Erstlingswerk)
    – Accelerando, Charles Stross (Überlegungen zum Futurismus)
    – Pattern Recognition und Spook Country, William Gibson (merkwürdige Trilogie deren dritter Teil Zero History ich gerade lese)

    Was noch auf dem eReader wartet: 1Q84, Singularity Sky, A Song of Ice and Fire, Eastern Standard Tribe, Old Man’s War.

    Weitere Lese-empfehlungen:
    – The Difference Engine, William Gibson&Bruce Sterling (Steampunk pur (ich glaub da kommt auch irgendwo ein Zeppelin drin vor))
    – The Diamond Age or A Young Lady’s Illustrated Primer, Cryptonomicon, Snow Crash, alle drei von Neal Stephenson

  2. Ja, es ist wirkich geheimnisvoll wie das Lesen auf einen eReader das Leseverhalten verändert. Man liest wirklich mehr. Erst hatte ich gdacht, das wäre vielleicht nur die Hitze des Neuen. Man hat ein neues technisches Spielzeug und meint es deswegen viel gebrauchen zu müssen. Aber nach nun mehr als 5 Jahren eReader-Nutzung hat sich das nicht bestätigt. Eher habe ich z.B. letztes jahr noch mehr gelesen, als weniger auf dem Teil. Das schlechte Gewissen gegenüber meinem Lieblingsbuchladen zum die Ecke hat sich ja nun auch schon eine weile dadurch in Luft aufgelöst, das ich meine eBooks nun da kaufen kann.
    Ein Vorgag der erstaunlich gut geht. Ist nicht so schnell wie in einen Online-Shop gleich und sofort kaufen zu können, aber, hey, einfach in den Buchladen zu gehen, noch eine tolle Beratung und ein tolles Gspräch zu führen und dann dort zu kaufen ist uch nicht so ein Ding der Unmöglichkeit!

  3. Pingback: choose your own dream! | enjoying the postapocalypse

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