Ein Fantasyroman, dessen Prämisse eine unsichtbare, im höchsten Maße magische Bibliothek ist, deren Bibliothekar_innen mehr oder weniger Geheimagent_innen mit Superkräften (und/oder magischen Talenten) sind. Die Bibliothek sammelt dabei „wichtige“ Bücher aus den verschiedensten Parallelwelten, die nicht nur unterschiedliche Versionen literarischer Werke beinhalten, sondern vor allem unterschiedlich von Magie, Chaos oder Technik beherrscht werden. Das klingt alles sehr abgefahren und der erste Band der Serie öffnet auch erst ein kleines Türchen in dieses (hoffentlich) großes Multiversum, das viel Potential hat. Warum das Debüt der Statistikerin absolut lesenswert ist.
Wir begleiten Irene und ihren Schüler Kai auf der Suche nach einem besonderen Exemplar von Grimms Märchen in eine Version von London, in der Vampire, Werwölfe und liechtensteinische Fae-Zeppeline den beunruhigenden Alltag stellen. Schnell findet sich mit Vale ein reales Äquivalenz zu Sherlock Holmes (dessen literarische Existenz in diesem Universum leider nie geklärt wird), der bei der rasanten Suche nach dem Buch behilflich ist. Das ist auch bitter von Nöten, denn neben Cyborg-Alligatoren und konkurrierenden Bibliothekar_innen steht auch noch ein voldemortesquer Oberbösewicht zwischen den Held_innen und dem Buch, das sie für die Unsichtbare Bibliothek „besorgen“ sollen.
Das Buch ist witzig, rasant, in einem verständlichen Englisch geschrieben und dennoch so vielschichtig und komplex, dass eins sich beim Lesen nicht unterfordert vorkommt. Vor allem die Mysterien der Bibliothek, die selbst Irene nicht alle klar sind und das Versprechen schier unendlicher Parallelwelten machen Eindruck und lassen mich jetzt schon ungeduldig auf die Fortsetzung warten. Der Verlag versucht mit einem Vergleich zu Doctor Who Werbung zu machen, was ich vor dem Lesen nicht wusste und was mich vermutlich auch etwas abgeschreckt hätte: Die Bibliothek mag viele verschiedene Welten mit dem zeitreisenden Doktor gemeinsam haben, aber die magischen Komponenten sowie die geheime und mächtige Sprache der Bibliothekar_innen haben mich eher positiv an eine „erwachsenere“ Version von Harry Potter erinnert. Als Sommerlektüre auf jeden Fall zu empfehlen!
Interessant finde ich, dass die Autorin Genevieve Cogman gelernte Statistikerin ist und in der Medizinbranche arbeitet. Vor dem Roman, der erste Band einer Trilogie, hat sie für verschiedene Rollenspiele geschrieben, was zumindest nach meinem begrenzten Autor_innenbiografiewissen nicht so der klassische Einstieg ist.
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