Aérogareportdrome IV

Ich träume so gut wie nie oder erinnere mich nie an meine Träume, deswegen denke ich mir selbst welche aus …

AerogareportdromeIV

Der Koffer brummt und sagt mir damit, dass wir noch genug Zeit haben, um das Angebot an Franchiseunternehmen der Gastronomiebranche eingängig zu studieren. Ich weiß nur noch nicht ganz, bei welchem der vier Kaffeeunternehmen ich mir einen Becher holen will. Oder ob ich doch lieber ein gigantisches Sandwich will und mich darüber ärgern muss, dass es eh nur eine einzige vegetarische Variante gibt (Bin ich im Traum überhaupt vegetarisch?). Ich mag öffentliche Transportmittel, die Farbe Grün und Sandwiches auch, es fällt mir also schwer, zu widerstehen.

Ich betrete das Sandwichlokal und rufe dem Personal, das kritisch meinen Rollkoffer, den ich immer noch hinter mir her schleppe, beäugt, zu: „Ich möchte bitte ein gigantisches Sandwich mit jedem vegetarischen Belag, den sie haben! Und drei Saucen!“ Ich werde noch kritischer angeschaut, aber die Sandwichcrew macht sich sogleich ans Werk. Nach wenigen Minuten und dem Beantworten einer endlosen Reihe von Fragen, die teilweise sehr persönlich sind, wird mit ein Sandwich ausgehändigt. Es ist wirklich gigantisch, ungefähr anderthalb Meter lang. Ich beiße gleich ein Stück davon ab und schlinge es herunter. Dann nehme ich es unter den Arm und wandere, den Koffer weiter im Schlepptau, weiter Richtung Gate.

Lange Reihen mit sich gegenüberliegenden Sitzen verraten mir, dass ich das Gate endlich erreicht habe. Bis zum Boarding sind es mindestens noch dreißig Minuten, verrät mir ein Flachbildschirm über dem Ausgang, wo ich in nicht all zu langer Zeit in mein Flugzeug/meinen Bus steigen werde. Ich habe also genug Zeit, um mein anderthalb Meter langes Sandwich langsam aufzuessen. Ich habe das Gefühl, bereits Tage in dem Flughafen, der gleichzeitig auch ein Busbahnhof ist, verbracht zu haben und bin dementsprechend hungrig. Gegenüber von mir sitzt ein älterer Herr mit stechend blauen Augen und einem merkwürdig gezwirbelten Schnurrbart. Ich glaube zumindest, dass „gezwirbelt“ das richtige Wort dafür ist. Er starrt mich an und beobachtet genau, wie ich mein gigantisches Sandwich verputze und dabei peinlich darauf achte, nicht alles voll zu krümmeln und vor allem nicht mit den Saucen zu kleckern. Das wird zunehmend schwierig, weil das Sandwich, je mehr ich davon esse, schwieriger zu essen wird.

Ich entdecke, dass der Mann einen kleinen Notizblock auf dem Schoß liegen hat, in das er kritzelt. Ich versuche, möglichst unaufällig mehr davon zu sehen und bemerke, dass er unter einem Spiegel sitzt, der wohl zu Sicherheitszwecken dort angebracht ist. Ich kann sehen, dass er mich zeichnet. Das ist mir natürlich mehr als peinlich, aber ich kann nicht von meinem Platz weg, weil mein Koffer neben mir steht. Das ist ein valider Grund, zumindest hier und jetzt.

Ich esse den letzten Bissen des Sandwiches und rutsche vor Ungeduld, dass mein Bus/Flug endlich aufgerufen wird, auf dem Plastiksitz hin und her.

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