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Neverboy

neverboyGestern war ich das erste Mal in einem Comicbuchladen. Vielleicht stimmt das nicht ganz, aber gestern bin ich zum ersten Mal mit dem Gedanken „Heute will ich mir ein Comic kaufen“ in einen entsprechenden Laden gegangen. Und zwar zu dem neusten Wiener Comicbuchladen, Bunbury‘s in der Lindengasse. Der Laden ist recht klein und hat noch nicht soo unglaublich viel Auswahl. Was allerdings dort steht, ist ein spannender Mix aus deutschen, englischen und japanischen Heften, der sowohl die großen Verläge als auch unbekanntere Publisher abdeckt. Die Beratung war auch sehr freundlich und hat treffsicher etwas aus dem Regal gezogen, das ich schon kannte (die sehr empfehlenswerten Rat Queens, zu denen ich irgendwann vielleicht auch noch was schreibe) und mochte. Ich werde da wohl öfters hin.

Neverboy ist ein ehemaliger imaginärer Freund, der irgendwie den Sprung in die reale Welt geschafft hat. Er kann nur dort bleiben, wenn er sich ständig Drogen einflößt. Dadurch hält er sein scheinbar normales Leben inklusive Frau und Kind aufrecht. Auf dem Fersen ist aber nicht nur die Realität, die ihn sehr farbenfroh überrollt, wenn ihm die Drogen ausgehen, sondern auch noch Agent_innen des Fantasieministeriums, das die Beziehungen zwischen realer und fiktiver Welt regelt. Das ganze Setting verspricht einen wunderbaren psychedelischen Trip an den Grenzen dessen, was unsere Welt zusammenhält. Als Gegenstück zu Neverboy, der um jeden Preis in der realen Welt verbleiben will (auch wenn das mit der Familie auf einmal nicht mehr so klappt) dient der glücklose Künstler Julian Drag, der die Welt des Fiktiven für seine Kunst regelrecht melken will.

„Neverboy“ ist aber keine „Fear and Loathing in Las Vegas“-mäßige Tour de Force durch das gesamte Arsenal psychedelischer Drogen, sondern verwebt auf eine geschickte Art und Weise imaginäre Freund_innen, Inspiration und schlichte Kinderfantasien miteinander zu einer Story, die mich enorm gefesselt hat. Die Zeichnungen inklusive Farbgebung haben mir sehr gut gefallen und übertragen die generelle Stimmung sehr gut. Natürlich stellt sich bei so viel Drogenkonsum und Fantasie ständig die Frage, was denn jetzt real ist und was „nur“ Einbildung. Weiterlesen

1 Zweikilopackung gefrorener Shrimps

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Im Kühlschrank liegt seit drei Tagen eine Zweikilopackung gefrorener Shrimps. Es ist Anfang Juli und die Schrimps sind seit zwei Tagen nicht mehr gefroren. Die Schrimps gehören nicht mir, ich esse kein Fleisch oder Fisch. Nein, die Zweikilopackung ehemals gefrorener Shrimps gehören meinem lustigen Mitbewohner Klaus. Ich muss das immer so sagen, damit die Menschen wissen, wen ich meine: „Mein lustiger Mitbewohner Klaus“, als wäre Klaus so eine Zirkusattraktion, die nur unter diesem Namen bekannt ist. Das ist er nicht, aber trotzdem blicken mich die Menschen immer sehr verwirrt an, wenn ich von meinem lustigen Mitbewohner Klaus einfach nur als „Klaus“ rede.

Ich habe noch einen dritten Mitbewohner, aber der heißt nicht Klaus, ist auch nicht sonderlich lustig und verbringt die meiste Zeit bei seinem Freund, in der er seit vier Monaten unsterblich verliebt ist. Alle paar Wochen verbringen die beiden eine Nacht in unserer Wohnung und schleppen zu diesem Anlass zwei neue Zahnbürsten ins Bad. Ich habe mal versucht, unsere gigantische Zahnbürstensammlung zu zählen, aber nach 20 habe ich einfach aufgegeben.

Auf jeden Fall macht sich der Geruch, den die ehemals gefrorenen Shrimps verströmen, so langsam bemerkbar. Das ist unangenehm, denn bis gestern war es so, dass der Geruch innerhalb des Kühlschranks blieb, wenn ich diesen geschlossen hielt. Ich schreibe meinem lustigen Mitbewohner Klaus eine Nachricht, die hoffentlich bald auf seinem Handy erscheint: „Klaus, du Arsch. Deine fucking Shrimps verfaulen im Kühlschrank. Komm her und räum den Scheiß weg!“. Ich mache noch ein paar emojis, damit mein lustiger Mitbewohner Klaus nicht denkt, ich wäre ernsthaft wütend auf ihn. Das bin ich zwar, aber er soll das nicht wissen. Weiterlesen