Gestern war ich das erste Mal in einem Comicbuchladen. Vielleicht stimmt das nicht ganz, aber gestern bin ich zum ersten Mal mit dem Gedanken „Heute will ich mir ein Comic kaufen“ in einen entsprechenden Laden gegangen. Und zwar zu dem neusten Wiener Comicbuchladen, Bunbury‘s in der Lindengasse. Der Laden ist recht klein und hat noch nicht soo unglaublich viel Auswahl. Was allerdings dort steht, ist ein spannender Mix aus deutschen, englischen und japanischen Heften, der sowohl die großen Verläge als auch unbekanntere Publisher abdeckt. Die Beratung war auch sehr freundlich und hat treffsicher etwas aus dem Regal gezogen, das ich schon kannte (die sehr empfehlenswerten Rat Queens, zu denen ich irgendwann vielleicht auch noch was schreibe) und mochte. Ich werde da wohl öfters hin.
Neverboy ist ein ehemaliger imaginärer Freund, der irgendwie den Sprung in die reale Welt geschafft hat. Er kann nur dort bleiben, wenn er sich ständig Drogen einflößt. Dadurch hält er sein scheinbar normales Leben inklusive Frau und Kind aufrecht. Auf dem Fersen ist aber nicht nur die Realität, die ihn sehr farbenfroh überrollt, wenn ihm die Drogen ausgehen, sondern auch noch Agent_innen des Fantasieministeriums, das die Beziehungen zwischen realer und fiktiver Welt regelt. Das ganze Setting verspricht einen wunderbaren psychedelischen Trip an den Grenzen dessen, was unsere Welt zusammenhält. Als Gegenstück zu Neverboy, der um jeden Preis in der realen Welt verbleiben will (auch wenn das mit der Familie auf einmal nicht mehr so klappt) dient der glücklose Künstler Julian Drag, der die Welt des Fiktiven für seine Kunst regelrecht melken will.
„Neverboy“ ist aber keine „Fear and Loathing in Las Vegas“-mäßige Tour de Force durch das gesamte Arsenal psychedelischer Drogen, sondern verwebt auf eine geschickte Art und Weise imaginäre Freund_innen, Inspiration und schlichte Kinderfantasien miteinander zu einer Story, die mich enorm gefesselt hat. Die Zeichnungen inklusive Farbgebung haben mir sehr gut gefallen und übertragen die generelle Stimmung sehr gut. Natürlich stellt sich bei so viel Drogenkonsum und Fantasie ständig die Frage, was denn jetzt real ist und was „nur“ Einbildung.
Shaun Simon, Tyler Jenkins, Kelly Fitzpatrick, Conor Nolan: Neverboy.
Dark Horse, 2015.
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I think I can spot what’s going to be an obvious complaint about this book and it’s going to be that not much happens. Which is halftrue as we really spend a lot of time getting to know our main character. But when the issue pops off, it really pops off and it’s only because of the way it’s structured that these big payoffs matter. That and if it all seems to work too easily it’s just because that’s how well constructed the story and world are. Simon does a tremendous job of world building for a first issue and I will be back for more.