Als ich meine Gedanken über Alpträume unsortiert ließ

Aus Alpträumen aufwachen ist neu. Überhaupt sind Alpträume neu. Nach dem Schreckmoment realisiere ich, dass ich nur geträumt habe und liege fortan sicherlich eine Stunde wach, weil ich mich nicht entscheiden kann, ob ich kurz an die frische Luft will oder ob mich das nur noch wacher macht. Es stellt sich heraus: Darüber – und über sämtliche Dinge, die im Laufe des Tages für ein wenig Stress sorgen können – nachzudenken sorgt nicht dafür, dass ich schnell wieder einschlafen könnte. Letztes Jahr hatte ich das erste Mal Schlafparalyse.
Ich hatte das Gefühl, ein gewaltiges Tier säße auf mir, ich konnte mich nicht bewegen und wusste nicht, ob ich träume, wach bin oder was passiert. Auch danach war ich mir nicht sicher, ob das Erlebnis nur ein Traum oder etwas … anderes gewesen war. Äußerst nachvollziehbar, dass Menschen vor Wikipedia auf dem Smartphone an so etwas wie Dämonen oder Geister glaubten.
Wenige Monate später lese ich alte Blogeinträge nach und stoße auf die literarische Verwertung einer Schlafparalyse-Erfahrung. Womit sich das oben beschriebene Erlebnis im Nachhinein als mindestens das zweite dieser Art herausstellt.
Immerhin hat mich diesmal niemand erwürgt, aber mitten in der Nacht (oder was das auch heute Morgen?) bin ich schon einmal aufgewacht, weil ich (im Traum) eine unsichtbare Person neben mir liegen spürte, die mich beengte, erdrückte. Im Halbschlaf unfähig zur Bewegung, nach einer gefühlten Ewigkeit finde ich heraus, welche Glieder wo liegen und wie ich meine Muskeln so zusammenziehe, dass der Arm nach der vermeintlichen Unsichtbaren fühlen kann. Natürlich lag da außer mir niemand in meinem Bett.
wir werden gegoren worden sein
Auch darüber denke ich nach, als ich wach im Bett liege und versuche, nach dem Alptraum wieder einzuschlafen. Wie unglaublich die Situation damals war, dass ich einfach so dachte, so ein gruseliges Gefühl könnte ich mir erträumen, nur weil „es mir gerade nicht gut“ ging! Ich bin im Nachhinein noch einmal wütender über alle Beteiligten, die damals etwas hätten ändern können. Die zweite Schlafparalyse kam damals zum Glück an einem Wochenende und es waren noch Menschen wach, die mich trösten konnten.
Auch ein Vorteil der vernetzten Welt. Ich erinnere mich, in dem Traum in den Spiegel geschaut haben zu wollen, woran mich der Traum aktiv behindert hat. Menschen, die luzides Träumen praktizieren, berichten davon, dass ein Blick auf ihre Hände oder halt in den Spiegel oft genügt, weil das Dinge sind, die der Traum sehr schwer abbilden kann. Ich möchte nicht mehr darüber nachdenken, ich träume ohnehin so selten, dass ich an luzides Träumen nicht einmal denken muss.
Vielleicht war es auch ein Fehler, den Traum gleich aufschreiben zu müssen, weil ich mir das einfach zur Gewohnheit gemacht habe und oft genug einfach wieder einschlafe und die Erinnerung viel zu schnell verblasst. Vielleicht sollte ich wieder dazu übergehen, mir Träume auszudenken, statt nur die Alpträume der Morgenstunden fieberhaft in mein Telefon zu tippen, um sie ja nicht zu vergessen.
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