Vibration

Als ich (sehr müde) über meine Müdigkeit sinnierte

schwarz-weiß Foto von Betonstrukturen. Unten im Bild ist Wasser zu erkennen.

Das Summen wird noch lauter. Es fühlt sich an, als würde die gesamte Halle vibrieren. Mir bereitet das keine Sorgen. Ich trete vor die Konsolen aus Beton und berühre instinktiv eine der kleinen Leuchten. Sie fühlt sich nach Beton an, der sich in der warmen Sommersonne aufgewärmt hat. Absolut glatt, keine Erhebung oder ein anderes Material. Mich stört das nicht, auch wenn es mich vermutlich sogar verstören sollte. Ich weiß immer noch nicht, warum ich hier bin, aber es fühlt sich richtig an.

Ich kann schlecht mit meinem Energiehaushalt umgehen. Ich gebe natürlich gerne der Dunkelheit, die seit gefühlten Monaten anhält, die Schuld. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich jeden Tag viel zu lange warte, bis ich anfange, Texte zu schreiben und dadurch immer länger wach bin, als ich es eigentlich sein wollte. Ich kann mich natürlich nicht mehr erinnern, wie genau das 2018 war, als ich nicht jeden Tag bloggte – vermutlich schaffte ich es auch durch irgendeine Prokastinationsmagie, um etwa die gleiche Zeit ins Bett zu gehen und mich dann zu wundern, warum ich müde bin.

Ich erinnere mich an den Sommer der Augenringe. Nach diesem Sommer bin ich einfach einmal lange schlafen gegangen und alles was wieder in Ordnung. Und dann beschleicht mich das Gefühl, dass ich mich in der Rolle vielleicht ganz wohl fühle. Wenn ich müde bin, muss ich mich nicht in Situationen begeben, die potentiell unangenehm sein könnten. Dass ich morgens schlecht aus dem Bett komme, dass ich gefühlte tausend Snooze-Zyklen brauche, bis ich mich endlich aufraffe: All das ist real. Und im Gegensatz zu das, was jene Menschen, die diese Diktatur der Frühaufsteher*innen errichtet haben, glauben: Ich kann es nicht einfach so ändern.

Das Summen schwillt an, die Luft in der ganzen Halle vibriert. Und mir ist nicht nur so, als würde irgendwo zwischen den Betongewölben versteckt ein Chor dieses Geräusch erzeugen, sondern als würde der Beton höchstselbst summen. Ich glaube eine Melodie zu hören, die mir bekannt vorkommt, aber ich kann sie nicht einordnen. Mein Telefon muss zwar nicht mehr als Taschenlampe herhalten, aber Empfang habe ich hier dennoch nicht – eine App wird mir hier nicht helfen.

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