Der Kaffee

Als Naika sich einen Kaffee machte und die Krähe zusah.

Nakia stand in der Küche und warf einen Blick über ihre Schulter. Die Krähe saß auf dem Stuhl und beobachtete sie seelenruhig mit ihren tiefen, schwarzen Augen. So wie Krähen nun einmal schauen, wenn sie Menschen beobachten, die Kaffee machen. Genaugenommen saß die Krähe auch nicht auf dem Stuhl, wie ein Mensch auf dem Stuhl sitzen würde, sondern hockte auf der Lehne. Alles, was Nakia tat, schien sie sehr zu interessieren, denn bisher hatte sie noch nicht angefangen, sich gelangweilt das Gefieder zu putzen.

Sie schraubte die Kaffeekanne auf, fischte mit einer geschickten Bewegung das Sieb heraus, öffnete den Biomüllbehälter – ein unangenehmer Geruch einer etwas älteren Bananenschale stieg heraus – klopfte das nasse Kaffeepulver heraus und begann, sämtliche Teile zu waschen, füllte den unteren mit Wasser, füllte Kaffee ein, setzte die Maschine wieder zusammen, schraubte sie wieder zusammen, so fest es ging und setzte alles auf den Herd.

„Und deswegen sind wir jetzt reingekommen?“, fragte die Krähe, „Damit ich dir zusehen kann, wie du irgendwelche Kunststückchen mit einer Maschine machst?

Nakia grinste die Krähe an.

„Ich sag ja, du bist ein Spaßvogel. Es geht um das, was raus kommt. Kaffee. Die großartigste Erfindung der Menschheit. Nach Kopfkraulen vielleicht.“

Sie wiederholte die Geste, die schon auf dem Balkon, dessen Kälte ihr noch in den Gliedern saß und ihre Kleidung immer noch streifte, vollführt hatte, um die Krähe reinzulocken. Vorsichtig und sanft kraule sie den Vogel am Kopf.

Die Krähe legte den Kopf schräg. Nakia erwartete, dass sie jeden Moment anfangen würde, zu schnurren. Natürlich können Vögel nicht schnurren, und die Krähe konnte zwar „Miau“ sagen, war aber dennoch keine Katze.

„Krah“, sagte die Krähe, erstaunlich krähenhaft.

Die Kaffeekanne machte glucksende Geräusche, während der Gasofen unter ihr zischte. Nakia hörte – oder wusste, vielmehr – wie das Wasser sich seinen Weg durch das Kaffeepulver suchte und sich dann in den oberen Teil der Maschine ergoss. Ein lautes Zischen, das die Krähe etwas erschreckte, denn sie starrte den mit funkelnden, leicht panischen Augen an, verkündete, dass der Kaffee fertig war. Wenn Nakia nicht schon gerochen hätte, dass es nun endlich so weit war, und sie ihren müden und verwirrten Körper endlich mit Koffein auf ein vernünftiges Niveau bringen konnte, wäre dies das Signal gewesen.

„Könnte ich auch eine Tasse Kaffee bekommen?“, fragte die Krähe, in einem ungewohnt höflichen Tonfall.

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