Als ich in den Himmel starrte.

Ich präge mir den Himmel ein. Er ist grau, aber es ist kein einfarbiges, langweiliges Grau. Die Wolken sehen aus wie Blätterteig, der kilometerhoch über dem Grund aufgetürmt ist. Einzig die allgegenwärtigen Stromleitungen versperren mir den Blick auf den Horizont, der weiter weg scheint als sonst. Die Müdigkeit hat mich überfallen, ich bemerke nicht einmal, dass eine bekannte Person in den Bus steigt, in dem ich sitze. Ich wünschte, ein Sonnenuntergang wäre sichtbar, aber dem ist nicht so.
Würde ich nicht jeden Tag auf einen Kalender schauen, ich könnte glatt der Versuchung ergeben sein, zu glauben, es wäre Herbst. Dabei ist einfach irgendetwas. Früher war eine Welt ohne Jahreszeiten eine Dystopie, heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob es nicht doch eine Utopie ist, denn immerhin bedeutete das keine unglaublich heißen Sommer und viel zu kalten Winter, sondern ein gemäßigtes Chaos, das sich jeden Tag ändert und ständiger Regen. Vielleicht mag ich den Regen auch viel zu sehr, heimlich.
Von drinnen – das sage ich laut, aber vielleicht mag ich es auch insgeheim, durch zu laufen, die Kapuze tief ins Gesicht zu ziehen und mir keine Fragen stellen zu müssen, weil natürlich macht mich der Regen müde, natürlich ist meine Laune schlecht, weil es ständig regnet, was denn auch sonst? Sonnenwetter ist viel anstrengender, ich muss mir Ausreden einfallen lassen oder keine schlechte Laune haben oder mich dafür rechtfertigen, dass ich keine schlechte Laune habe.
Ich präge mir den Himmel ein, um nicht immer nur ein uniformes Grau zu sehen, sondern den grauen Blätterteig, zwischen den ich mir Honig wünsche.