Das Zusammenrühren

Als ich rührte.

Eine weiße Wand, an der ein einziges buntes Bild hängt. Daneben viele Steckdosen, auf einem Hocker steht eine Stereoanlage.

Ich rühre etwas zusammen, die Farbe scheint mir mehr grünlich als gelb, aber das ist nicht die Hauptsache. Ich muss daran denken, wie ich einst Bechamel zusammenrührte, um Pa. (nicht P.!) zu beeindrucken. Es klappte. Also, das Beeindrucken.

Alles andere nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber ich verstehe auch nicht, was ich mir damals so dachte, wie die Dinge hätten funktionieren können. Ich frage mich, ob meine Unehrlichkeit, meine anderen Motive sichtbar waren, ob es die Person störte, oder ob es gar nicht auffiel, weil ja nicht alles immer auffallen muss. Vor allem nicht, wenn eins auf den Stufen der Bibliothek sitzt und über die Stadt blickt und über das Leben nachdenkt, laut und voller Ungewissheit.

Vielleicht denkt Pa. noch manchmal an meine Bechamel, an meine Canneloni mit Spinat-Ricotta-Füllung, die wirklich sehr gut wurden. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bezweifele ich, wirklich Bechamel gemacht zu haben, an jenem Tag. Ich weiß auch nicht mehr, was der Anlass war, welchen Grund ich mir suchte, oder ob wir Fotos machten oder entwickelten oder sonst etwas in die Richtung. Vielleicht war das Essen auch gar nicht so gut, vielleicht ist das alles nur meine Erinnerung. Das Haus, in dem wir kochten, ist mittlerweile abgerissen geworden, den Neubau habe ich nie gesehen, vielleicht will ich ihn auch nie sehen.

Ich erinnere mich an einen Abend vor dem Abriss, als eine Vernissage im oberen Stockwerk stattfand. Es war wie im Traum, wenn bekannte Räume auf einmal komplett anders aussehen und bekannte Menschen plötzlich in anderen Rollen auftreten. Nur dass ich es nicht träumte, sondern Fotos machte und sie ungläubig an andere Menschen schickte, die sie ebenso ungläubig anschauten. Vielleicht war das der Anfang vom Ende.

Ein Kommentar zu “Das Zusammenrühren

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