Als ich von elektrischen Schafen träumte

Ich hatte einen Traum – oder was es nur etwas, worüber ich las? – in dem das Internet noch mit diesen altmodischen Einwahlmodems funktionierte und alle, die sich darin bewegten, kannten sich aus und einander. Retrofuturistisch, aber nur um zwei- oder dreieinhalb Jahrzehnte verrückt. Ich bin zu spät geboren, ich bin zu früh geboren, nie ist mir etwas recht.
Ich vermisse die Verheißungen des Einwahlgeräusches, sie waren so viel poetischer als das Erscheinen eines allgegenwärtigen Symbols, Wellen oder zwei kleine Pfeile, einer nach oben, einer nach unten, die mir mitteilen, dass ich „online“ bin, was nichts mehr heißt in dieser Cyberpunk-Dystopie, die wir Gegenwart nennen. Ich vermisse das durch das gesamte Wohnzimmer gespannte Kabel, überhaupt Kabel. Mich begeistert die Magie des Einfachen, aber ich sehne mich nach dem Komplexem, nach dem Wackelkontakt, der Degauss-Taste, die ich mir für meine Komplexe wünsche.
Die Vergangenheit ist nicht die Zukunft. Immerhin ist meine Tastatur endlich so laut, wie ich mir das immer gewünscht habe, immerhin sind all meine Downloadgeschwindigkeitsträume in Erfüllung geworden, immerhin gibt es dieses Blog noch, immerhin habe ich erst 105.001 Tweets geschrieben und schäme mich höchstens für die Hälfte. Fast würde ich mir mehr blinkende Lichter wünschen, aber die stören meinen Schlaf. Das glaube ich zumindest, wenn ich meine psychischen Probleme leugne, die die wahren Gründe für meine Schlaflosigkeit sind.
Ich wünschte, ich könnte mit den Maschinen atmen, ihre tiefen Träume träumen, hätte Glasfaser und Nerven. Manchmal muss die Gegenwart reichen, sie ist immerhin ziemlich cybre.
(Bei dem oben erwähnten „Traum – oder was es nur etwas, worüber ich las?“ handelte es sich um die beliebte Fernsehserie „Buffy“, die ich gerade zum ersten Mal sehe.)
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