Als ich den Blick nicht vom Horizont abwenden konnte.
Der Horizont ist nie weiter, die Himmel sind nie offener als in diesem Land. Ein Paradox angesichts der Größe des Zwergenstaates, möglicherweise auch nur eine optische Täuschung, der ich seit Kindstagen unterlegen bin. Ich fühle mich in Städten stets freier, die Welt sich größer und die Möglichkeiten unbegrenzter an, als hier, wo lediglich mittelhohe Wälder die Sicht auf die Scheibe begrenzen.
Ich habe die Welt noch nicht verstanden, warte immer noch auf das Handbuch, das alle Zusammenhänge in einem übersichtlichen Diagramm erklärt. Dabei hätte ich es zeichnen müssen, von Anfang an. Ich versuche, meine früheste Erinnerung zurückzurufen, aber es gibt keine Chronologie meiner ersten Jahre, nur Rückblenden auf Fotoalben voller vergilbter Bilder, auf denen Menschen merkwürdige 80er-Jahre Kleidung tragen.
Ich möchte über die Baumkronen fliegen und die Blätter mit meinen Zehenspitzen berühren. Ihr Grün sieht so saftig aus, so unwiderstehlich. Mein Magen und mein Darm sind nicht darauf ausgelegt, sie zu verdauen, ich muss diesen Traum aufgeben wie jenen vom Rockstarleben, von der Schauspielkarriere und von meiner eigenen TV-Show für die ganze Familie am Samstagabend.
Langsam nehmen alle Baustellen Gestalt an, werden Stück voll Stück fertig, nur jene in meinem Kopf bleiben für immer.