Die Dramatik

Als ich über mein Selbstbild nachdachte.

Bahndamm im Vorbeifahren

Ich war nie dramatisch genug für meinen eigenen Geschmack. Mein Balkon war nur im ersten Stock und ging zum Hinterhof. Keine Chance, darauf zu stehen und dramatisch auf die Stadt hinabblicken zu können. Auch sonst bin ich nicht groß genug für lange Trenchcoats oder sonstige wallende Gewänder, die dramatisch wirken könnten. Chronisch uncool, das ewige Label.

Ich sehe mich selbst auf dem Stuhl unter dem Gartenschuppen sitzen, mit einer Zigarette im Mund. Wenn ich es gut drehe, kann ich nachdenklich, philosophisch, künstlerisch verträumt oder analytisch aussehen. Eventuell kriege ich auch noch „witzig“ hin, oder „lustig“. Niemand vermisst meine Satiren, vielleicht ist das auch gut so.

Das gleiche Lied, aber ich fühle nichts mehr. Überhaupt war alles ganz ruhig heute, kein Kribbeln gespürt, bis zu dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe. Natürlich. Wie könnte es auch anders sein, wie könnte ich an so etwas wie Heilung glauben, wie konnte ich so naiv sein?

Es gibt keine Heilung, es gibt keinen Rückzugsort, es gibt keine Linderung.

Alles, was es gibt ist das tiefe Loch im Boden, und ich muss reinklettern, während im Hintergrund ein Chor singt.

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