Die Leerstelle

Als ich mich nicht genau erinnern konnte.

Die Welt fühlt sich an, als hätte sich etwas geändert. Nicht abrupt, denn in den wenigsten Situationen gibt es abrupte Änderungen. Kleine Schritte. Kleinste Schritte. Aber es ist definitiv etwas anders, und es ist nicht nur der Sommer oder das Wetter oder die bunten Wimpel über mir.

Ich bin anders geworden, und ich mag es. Ich mag, wie ich mich selbst sehe, wie ich über mich reden kann, wie ich mich in dieser viel zu großen Welt sehe. Ich kann an Vergangenes zurückdenken, ohne jedes Mal in ein großes Loch zu fallen, ohne grundsätzlich der Melancholie zu huldigen, die ich jahrelang anbetete.

Ich lese von Zeiten, in denen mir das Herz gebrochen wurde, oder zumindest liest es sich so, als wäre das passiert. Ich habe keinerlei Erinnerung, was die Situation war, von dem die Rede war oder wieso es schmerzhaft war. Und genau diese Leerstelle in meiner Erinnerung erlebe ich als ungemein befreiend.

Vielleicht habe ich einen Punkt erreicht, an dem sämtliche Zellen meines Körpers sich erneuert haben, vielleicht bin ich nicht mehr der gleiche Mensch, wie zu einem Zeitpunkt, den ich unmöglich bestimmen kann. Oder aber ich hatte nur einen ungewöhnlich guten Tag in diesem kalten, grausamen und gleichgültigem Universum.

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