Das Laugengebäck

Als ich den Horizont nicht sehen konnte.

Auf dem Bahnsteig steht eine Reklametafel, die zwischen einer Anzeige für ein SUV und einen Burger, der zwischen zwei Laugenbrötchenhälften serviert wird, wechselt. Ich vermisse Laugengebäck, einst ein ständiger Begleiter in meinem Leben, jetzt quasi verschwunden.

Noch mehr vermisse ich den veganen Leberkäse in einer Kaisersemmel, oder – vielleicht am meisten von allem – das gleiche Gebäck, aber statt dem veganen Leberkäse eine dicke Scheibe Räucherkäse, auf beiden Seiten mit fertiger, leicht zu flüssiger Butter eingeschmiert.

Was als kleiner Kulturschock anfing, brennt sich als Gewohnheit in die eigenen Zellen und wird zum beinahe körperlichen Entzug, wenn es nicht mehr vorhanden ist. Natürlich vermisse ich nicht diese Speisen per se, sondern das Gefühl, die Lebenssituation, die aufgeregte, rebellische Naivität, die mich damals beherrschte und von der ich mir wünschte, mehr Aufzeichnungen gemacht zu haben.

Ich höre wieder dieses Lied, das eigentlich auch Erinnerungen an Kaisersemmeln und zu kleine Monitore hervorrufen könnte, mich aber träumen lässt, mit einem Auto eine breite Straße an Orangenhainen entlang zu fahren, einfach nur dem Horizont und unbegrenzten Möglichkeiten entgehen.

Es ist unmöglich, den Horizont zu betrachten, weil er unbeleuchtet in den Dunkelheit lauert, während eine viele zu helle Innenbeleuchtung ein Zerrbild auf die Scheibe zaubert und ich lediglich in mein müdes Gesicht blicke und den Anblick meines zu kurz geschorenen Bartes nur schwer ertrage.

Morgens ist es bereits viel zu kalt. Ich konzentriere all meine Hoffnung darauf, dass die Kürbisse es dennoch schaffen.

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