Als ich Kaffee in der Sonne trank

Die Hitze wirkt trügerisch, und trotzdem ist es mir in der Jogginghose zu heiß, als ich im Garten auf dem Beckenrand des leeren Bassins sitze und Kaffee trinke. Ich versuche, es dennoch mit jeder Faser zu genießen, denn wer weiß schon, wie lange es hält? Irgendwo im Hintergrund braut sich schon die nächste Minikatastrophe zusammen und über all dem schwebt unsichtbar wie ein Spurengas Drama, das mich unrund macht.
Ich sehe ein Foto von vor neun Jahren und beneide mich ein wenig um die dicken, gesunden Haare, die allerdings eine schreckliche Frisur bildeten. Und den Bart so stutzen, dass es irgendwie halbwegs gut aussieht, konnte ich damals auch noch nicht. Ich weiß nicht, ob ich die Zeit vermisse. Und dennoch denke ich mir „Vielleicht war das das letzte Mal, dass ich so richtig glücklich war. Das muss Quatsch sein, aber ich weiß auch, dass ein kaltes Oktoberende kam, das alles, was ich damals für sicher hielt, mit einem Ruck umstieß.
Daran denke ich in der Sonne nicht. Es gibt nur mich, meine Gesprächspartnerin, den Kaffee, meine Zigarette, den Hund und seine merkwürdige Angewohnheit, nun auf einmal Löcher buddeln zu wollen. Ich schaue auf meiner App, wie lange das Wetter noch halten soll.
Ich schaue noch andere Fotos und sehe diesen unglaublichen Schlafzimmerblick auf meinem Passfoto. Schon ironisch, dass ich mich auf einem Format, das so viele Menschen hassen, selbst sexy finde.