Als ich im Regen herumlief

Der Tag beginnt mit einem Besuch im Munch-Museum. Oder eher: Mit Kaffee und Zimtschnecke in der Stockfleths-Filiale im Munch-Museum. Um in das Museum eingelassen zu werden, muss eins durch einen Metalldetektor und das „Gepäck“ (Rucksäcke oder Handtaschen dürfen ohnehin nicht mit rein) wird durchleuchtet. Irgendwie verständlich, weil die Sammlung wohl ziemlich wertvoll ist, aber halt auch ein klein wenig nervig.
Die Ausstellung, die gerade läuft, nennt sich Everything We Own und zeigt Werke von allen Künstler*innen, von denen das Munch-Museum Bilder besitzt, in erster Linie natürlich von Edvard Munch selbst. Es ist die letzte Ausstellung im letzten Gebäude, bevor alles in den Neubau am Meeresufer neben der Oper kommt. Das Museum geht offensiv damit um und beschreibt in den Texten, was alles so zur Arbeit eines Museums dazugehört. Im letzten Saal gibt es Gucklöcher, durch die eins zusehen kann, wie die Bilder für ihre Reise durch Oslo verpackt werden.

Als ich geschaut habe, war nichts zu sehen, aber ich finde die Idee ziemlich gut. Natürlich war auch „Der Schrei“ zu sehen. Interessanterweise in einem beinahe komplett abgedunkeltem Halb-Raum, mit einer Sitzbank und sehr wenig Aufregung. Ich frage mich, ob die Dunkelheit ein Trick ist, damit die Besucher*innen etwas ruhiger werden, in sich gehen, das Bild auf sich wirken lassen. Vielleicht macht das Bild das aber auch von alleine.

Es gibt ohnehin mehrere Versionen, die im Munch Museum ist die jüngste von 1910 (die erste ist 17 Jahre älter). Munch hat wohl oft mehrere Versionen angefertigt, auch weil er selbst eine behalten wollte. Den Text zum Bild fand ich sehr gut, er reflektierte nicht nur über den Sinn des Bildes, sondern auch über den Wert und darüber, dass das Werk durch seine Bekanntheit irgendwie allen gehört.
„Still, the Munch Museum has the dmanding task of preserving it for the future, as a universal symbol of alienation, anxiety and isolation.“
Nach dem Museum ging es zum Burgeressen ins Illegal Burger. Spannenderweise bieten die so gut wie jeden Burger wahlweise mit Fleisch, Fisch oder eben einem Veggie-Patty an. Das fand ich sehr erfrischend, der Burger und die Pommes waren auch großartig. Oslo kann das mit den Burgern definitiv.

Der Tag wurde abgerundet durch einen Besuch im Tronsmo Bøker og Tegneserier, einem Buch- und Comicladen, der unglaublich gut sortiert ist und auch ein reichhaltiges englischsprachiges Sortiment hat. Bei den Sachbüchern muss eins die norwegischen Bücher eher suchen, bei den Comics gab es erstaunlich wenig Englisch (also immer noch viel, aber halt auch viel Norwegisch).
Gleich um die Ecke befindet sich das Fugeln, eine Kaffee- und Cocktailbar mit 1960er-Jahre-Interieur. Neben den gewöhnlichen Kaffeegetränken gibt es auch wöchentlich wechselnde Spezialkaffees, die mit der Hand aufgebrüht werden. Hier schrieb ich Postkarten an einige wenige ausgewählte Leute, was mich in einen sehr speziellen Geisteszustand versetzte.

Ich mag das Gefühl, in einem Monolog mit einer Person zu sein, ihr eine Botschaft zu schicken, die sie erst Tage später lesen wird und die sie auf einem Stück Pappe in der Hand halten wird. Ich bin ja eigentlich ein Fan von digitaler Kommunikation, und die wenigsten Postkarten sind literarische Meisterwerke geworden. Möglicherweise ist es aber genau das, was ich daran mag: Etwas eigentlich belangloses wird durch seine relative Seltenheit zu einer Besonderheit, die Botschaft trotz der wenigen und nicht unbedingt privaten Worte dann doch wieder wichtig. Vielleicht mag ich mehr Postkarten verschicken. In Norwegen ist das allerdings echt teuer: Eine Briefmarke nach Europa kostet umgerechnet knapp 2,5 Euro.