Der Nichtvorsatz

Als ich mir nichts vornahm.

„Und, hast du dir etwas für das neue Lebensjahr vorgenommen?“, fragt mich die Person, die wir einst Ruth nannten. Ich liege immer noch mit meinem Kopf in ihrem Schoß, sie streichelt immer noch über mein Gesicht, wir sind immer noch nicht verschmolzen, obwohl ich das bereits längere Zeit vorausgesagt habe. Meine Augen sind geschlossen. So muss ich nicht sehen, in welchem Raum wir uns befinden, welches Obst die Person wieder isst oder welche physikalischen Gesetze diesmal nicht so funktionieren, wie sie sollen.

Ich antworte nicht. Nicht sofort. Ich atme ein, atme aus, wiederhole das ganze drei Mal. Dann sage ich: „Nein. Ich habe darüber nachgedacht. Aber mein eigenes Jubiläum, mein eigener spezieller Tag bedeutet nicht, dass ich mir etwas vornehmen sollte. Ich sollte mir Dinge schenken. Nett zu mir sein.“

Früher habe ich mich während der ersten Dusche des neuen Lebensjahres mit einem Peeling geschrubbt, so fest wie es ging, bis meine Haut leicht rötlich schmerzte. Heute habe ich kein solches Ritual mehr. Ich dachte, alle Möglichkeiten, diesen Tag zu feiern, seien in viel zu große Ferne gerückt. Es stellte sich heraus, dass ich Unrecht hatte. Ich hatte mal eine Playlist für diesen Tag, aber an diesen speziellen Geburtstag (nein, ich kann das nicht verzeihen.) möchte ich nicht mehr denken.

Die Person, die wir einst Ruth nannten, streichelt weiter über meine haarige Wange. Ich lasse die Augen fest geschlossen.

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