Als ich mehr dachte als las.

Eigentlich weiß ich ja, dass ich Ich-Erzähler*in und Autor*in nicht zu sehr vermischen sollte. Ich liege auf meinem Bett und lese und muss immer wieder an k.s Bett denken, auf dem ich einst lag, drei kleine Vögel sah und mir Hoffnung vorgaukelte. Und an das Zimmer, das mir immer so traurig vorkam, obwohl es ganz rational überhaupt keinen Grund dafür gab, traurig zu sein. Ich weiß nicht einmal, ob k. sich als sonderlich traurig wahrgenommen hat oder wenn, ob das dem Zimmer angesehen zu gewesen wäre.
Es ist merkwürdig, wie viel mir durch den Kopf geht, wie ich immer wieder stoppen muss, um über das Gelesene nachzudenken. Und das dann überhaupt nicht tue, sondern über meine Vergangenheit nachdenke. Über die Zeit, als der Himmel k. gehörte (Ich benutze diese Formulierung, ohne zu wissen, was sie damals bedeutete, aber es klingt sehr poetisch. Und stimmte vermutlich in irgendeiner Art und Weise.) Woran ich nicht denke: An die Tage in Belgien, an den Baron von Luxemburg, an die postapokalyptische Wüste, die er durchwandern musste. Ich denke nicht an die Dinge, die in Zelten passierten, oder auch in Schlafzimmern.
Alles, woran ich denke, ist Melancholie, von der ich nicht einmal mehr sagen kann, ob sie mir oder dann doch k. gehörte. Ich denke an die Schwalben über meinen Fenster. Und an die Möwen in meiner Straße, die k. nie gesehen hat. An die Verzweiflung, die mich die ersten Monate in der neuen Wohnung nicht losließ, an meine eigene Unrundheit, die ich in jeden Tagen hegte. Ich kann mich gut an jenes Zimmer erinnern, aber nur an die letzten Jahre. Die ersten Tage, sie sind nicht gut in Erinnerung geblieben, selbst wenn ich weiß, dass wir am ersten Tag auf jenem verhängnisvollen Sofa Kürbisrisotto aßen.
Mein Fensterbrett ist mittlerweile woanders, aber immer noch leer.