Der verdammte Wespenschwarm

Als es immer noch kribbelte.

Ich halte inne. Ich weiß nicht, ob ich wirklich loslaufen soll. Meine Hand fühlt sich auf einmal kalt an, da niemand sie hält. Sie kribbelt dafür umso mehr, es tut schon beinahe weh. Manchmal wünsche ich mir, es gäbe eine gute Erklärung dafür, die nicht „psychosomatisch“ lautet, dann hätte ich zwar seit über 15 Jahren eine schreckliche Krankheit, die dafür sorgt, dass meine Hände kribbeln, aber immerhin eine befriedigendere Erklärung.
„Du willst eine befriedigendere Erklärung?“, fragt mich die Person, die wir einst Ruth nannten.

Ich sitze im Zug und höre Musik, was ich sehr selten mache. Und weil ich mich nicht gut fühle, weil ich traurig bin, weil meine verdammten Hände kribbeln als hätte ich einen verdammten Wespenschwarm in meinem Handteller, höre ich traurige Musik, die mich noch trauriger macht. Ich mache Fotos von der Landschaft, obwohl es beinahe schon zu dunkel dafür ist. Als ich nach Hause komme, setze ich mich an meinen Computer und erstelle eine Playlist mit mehr trauriger Musik – nur um zu bemerken, dass ich das bereits einmal getan habe.

Ich antworte nicht. Ich halte es nicht aus, mich ständig ihren Fragen ausgesetzt zu sehen. Sie quält mich. Vielleicht kribbeln meine Hände nur wegen ihr.
„Das tun sie nicht.“
Sie antwortet, obwohl ich kein Wort gesagt habe. Auch das hasse ich. Ich bin kurz davor, wirklich wegzulaufen. Nur, dass ich diesen Ort nicht einschätzen kann, dass ich nicht weiß, es bedeuten würde, auf diesem Glasboden über dem Universum zu laufen. Oder wo ich überhaupt bin.

Ich weiß nicht, warum ich mich so in meiner eigenen Traurigkeit wälze, als wäre ich ein Stück Tofu, das mariniert werden muss. Ich verstehe diesen Impuls nicht, aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich das ich das wirklich absichtlich mache, es passiert mir mehr. Es gibt Momente, zu denen ich es kaum aushalte.

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